Heft 
(1911) 19
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11. (8. ordentliche) Versammlung des XIX. Vereinsjahres.

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an der man erkennen kann, ob man einen Kiefern- oder Eichenstamm vor sich hat. Ein Pfosten war sogar noch von der Oberfläche bis zur Spitze hinunter in seinem ganzen Umfange erhalten. An ihm sah man auch die Axthiebe durch die er bearbeitet war. Im Innern war auch dieser Pfosten in Verwesung übergegangen. Die so entstandene Höhlung wurde nach und nach dadurch ausgefüllt, daß von oben her Erde hinuntergespült oder nachgefallen war. Mit der Erde sank natürlich alles hinunter, was sie enthielt, und so fanden sich auch mitten in der Pfostenhöhlung einige kleine Steincken.

Die starken Holzpfosten stützten die Wände und trugen das Dach. Sie waren untereinander verbunden durch armstarke Rundhölzer, die dicht übereinander lagen und an den Pfosten durch Rutengeflecht befestigt waren. Die Holz- und Flechtwand, die große Ähnlichkeit hat mit dem noch heute in unsern Bauerndörfern angewandten Fachwerkbau, wurde mit Lehm beworfen und außen geglättet. Der Lehm quoll durch die Fugen der Rundhölzer und des Flechtwerkes hindurch, wurde auch auf der Innenwand des Hauses glattgestrichen und war so imstande, Sturm, Regen und Kälte ebensogut abzuhalten wie unsere modernen Ziegelwände.

Woher kennen wir denn aber den Bau der Wände so genau? Der Lehmbewurf niedergerissener und verfallener Häuser wird in gar nicht langer Zeit durch die Einflüsse der Witterung vollkommen aufgelöst. Selbst von einem gut gebrannten Mauerstein bleibt nichts übrig, wenn er auf der Straße liegt und allen Unbilden der Witterung und des Verkehrs aus­gesetzt ist. Was sollte da von den Lehm- und Holzwänden der Häuser von Buch übrig geblieben sein? Einige dieser Häuser sind nicht langsam verfallen oder abgerissen worden, sondern einem Brande zum Opfer gefallen, was bei der leichten Bauweise nicht zu verwundern ist. Dabei wurde der Lehm vom Feuer gehärtet und dadurch widerstandsfähiger. Kamen nun andere günstige Umstände hinzu, so erhielt er sich bis auf heute. Es sind ganze Haufen von Lehmbewurf zerstörter Wände gefunden worden. Die Rundhölzer und Ruten sind vergangen, aber in dem gehärteten Lehm kann man noch genau die Abdrücke erkennen.

An der Peripherie der Ansiedlung, wo die Häuser nicht so dicht nebeneinander lagen, und wo viele Plätze nur einmal bebaut waren, ließ sich auch die Umgebung der einzelnen Hütten genau beobachten. Nicht weit vom Hause entfernt zog sich oft eine Reihe von Pfostenlöchern rings um das Haus herum. Es sind die Reste einer Umfriedigung, eines Zaunes. Ich habe ihn bei einer ganzen Anzahl von Hütten festgestellt und zuweileu das Haus selbst auf der konkaven Seite des vorher entdeckten Zaunes gesucht und gefunden. Sind wir so über das Einzelhaus einigermaßen im klaren, so interessiert uns die Frage: Wie lagen die Häuser zueinander? Lag Plan in der ganzen Dorfanlage oder baute jeder, wie es ihm gefiel?