Heft 
(1911) 19
Seite
353
Einzelbild herunterladen

11. (3. ordentliche] Versammlung des XIX. Vereinsjahres.

353

Die um die Mitte des 12. Jahrhunderts verfaßten Annales Pegavienses beginnen ihre Genealogie Wiperts von Groitzsch wie folgt:Emelricus, rex Theutoniae, Dietmarum Yerdunensem et Herlibonem Brandenburgensem fratres habuit, Herlibo tres filios, scilicet Emelricum, Yridelonem et Herli­bonem qui Harlongi sunt nuncupati, genuit. Der sagenhafte Bericht geht natürlich auf ältere Tradition zurück, und wo man das Geschlecht der Har­longi lokalisierte, gab es sicher auch einen Harlunger Berg. Seelmann leitet (Jahrb. d. Ver. f. niederd. Spracht. XII, 54) den Namen der Har­lunger vom Stammesnamen der Heruler ab und macht in diesem Zusammen­hänge darauf aufmerksam, daß auch, noch dem 11. Jahrhundert angehörige, Glossen zu Adam von Bremen von den Herulern an der Havel wissen. Zu den Worten des SchriftstellersHeveldi qui iuxta Habolam lluvium sunt machen sie den Zusatzvel Heruli.

S. 120: Längst ist es aufgefallen, daß drei bedeutende Festen der Slaven, Brandenburg 1 ), Havelberg 2 ) und Mecklenburg 3 4 5 ) uns auch in der Zeit vor ihrer Besetzung durch die Deutschen nur unter ihren deutschen Namen bekannt sind. Der Schluß, daß hier Namen aus vor­slawischer Zeit erhalten sind, liegt nahe, doch wird man vorsichtig sein müssen und auch die Möglichkeit nicht ausschalten dürfen, daß es sich nur um Namen handelt, die die Deutschen ihnen bekannten, besonders wichtigen Plätzen des Wendenlandes neben den einheimischen slawischen Bezeichnungen gegeben haben ').

Etwas anders liegt die Sache schon bei dem Namen des Dorfes Geltow bei Potsdam. Die slawisch klingende Endung ist erst in neuester Zeit ein Fall der Analogiebildung dem Ortsnamen angehängt worden. Noch Fidicin, der um die Mitte des 19. Jahrhunderts schrieb, gibt aus­drücklich als die richtige, d. h. volkstümliche FormGelta an und im späteren Mittelalter hat der Ort auch immer Gelt oder Gelte geheißen. 6 )

') Der Harlunger Berg zuerst nur wenige Jahre nach der endgiltigen Erobe­rung Brandenburgs (1157) erwähnt: 11(50Harlungberg, 1179Harlungeberg. Riedel A. VIII, 101 Nr. 19 u. 111 No. 24. Brandenburg, zuerst urkundlich erwähnt in der Stiftungsurkunde des Bistums Brandenburg 948, alsBrendanburg; weitere Namen­formen, Curschmann, Diözese Brandenburg, S. 151. Seelmann a. a.O., S. 54, bringt den Namen Brandenburg in Verbindung mit dem herulischen Volksstamme derBrenden oderBrandinge.

*) Zuerst 948 in der Stiftungsurkunde des Bistums Havelberg, alsHavelberg.

8 ! Zuerst erwähnt als Datierungsort einer Urkunde Otto III alsMichelenburg.

4 ) Erhalten sind solche Namen nicht, was man dafür ausgegeben hat angeblich altslawische Namen für Brandenburg: Brannibor, Sgorzelica sind Fälschungen späterer Zeit. Vergl. was u. M. Tschirch, Brandenburgs V (1896), 276 flg. sagt: Es ist geradezu widerwärtig, besonders vom nationalen Standpunkt aus, daß Deutsche sich immer wieder des abscheulichen, unwahren, völlig frei erfundenen Namens Breunabor bedienen.

5 ) Auf dieses Beispiel hat unser Mitglied Prof. Dr. Seelmann (a.*a. 0. XII. 24)

zuerst aufmerksam gemacht. Vgl. Fidicin in Territorien der Mark Brandenburg II. T. S. 88; der Band ist 1858 erschienen. Ich habe mich seit 1851 auch vielfach in und bei Geltow aufgehalten und kann nur bestätigen, daß man häufig den NamenGelte aussprach (E. Friedei).

24