11 . ( 3 . ordentliche) Versammlung des XIX. Vereinsjahres. 355
lieh die Geschichte des havelländischen Dorfes Lenzke zugrunde legte. Als Albrecht der Bär im Jahre 1150 in dem slawischen Lande deutsche Ordnung schuf, erhielten die Ortschaften ihre bestimmten Feldgrenzen. Die Feldmark wurde in Hufen aufgeteilt. Einen großen Teil derselben behielt sich in Lenzke der Landesherr vor und verband ihn mit dem Besitz von Wassermühlen, die wahrscheinlich durch holländische Ansiedler angelegt waren. Dieses Gut wurde später durch einen Amtmann verwaltet. Außerdem wurden in Lenzke vier Rittersitze begründet. Die Grundbesitzer behielten aber nur einen Teil der Hufen in eigener Bewirtschaftung, den anderen übergaben sie gegen Abgaben und Lohndienste ihren Untertanen, den Bauern. So entstanden die erbuntertänigen Bauerngüter neben den freien Kittergütern. Die Bauern waren im Havellande nur zum geringen Teil persönlich freie Leute auf herrschaftlichen, mit Dienst und Zins belasteten Gütern. Größtenteils waren sie Hörige oder Eigenleute, die dem Grundherrn gehörten. Zum Zeichen hierfür mußten sie neben den sonstigen Fronden und Abgaben das Rauchhuhn von jedem Herd, das Heiratsgeld für die Erlaubnis zum Heiraten und das Besthaupt, das beste Stück Vieh im Sterbefalle, an den Leibherrn entrichten. Laut Urkunde von 1294 wurde Lenzke wie das ganze Ländchen Bellin vom Markgrafen an den Bischof von Havelberg verkauft. Es trat nun das wunderliche Verhältnis ein, daß der weltliche Landesherr der jedesmalige Bischof von Havelberg war, während die geistliche Obergewalt der Bischof zu Brandenburg führte, zu dessen Sprengel das Ländchen Bellin mit seinen geistlichen Stiftungen gehörte. Jedoch änderte sich die Sache laut einer lateinischen Urkunde von 1337, nach welcher der Bischof Theoderich von Havelberg zwei Drittel des dem Bistum von Brandenburg zustehenden Zehnten für eine Abfindungssumme von 100 Mark Silber erwarb, wogegen das eine Drittel des Zehnten den Pfarrern wie bisher verbleiben sollte. Durch die Reformation ging das Dorf wie das ganze Bistum Havel berg an den Kurfürsten über. Erster evangelischer Pfarrer in Lenzke war Jakob Eichholz, der auf allgemeinen Befehl des Kurfürsten Johann Georg 1574 das erste Kirchenbuch anlegte, das, wie es selten ist, durch die Stürme des Dreißigjährigen Krieges hindurchgerettet worden und noch erhalten ist. In den lateinisch gemachten Eintragungen mit Stellen aus Ovid, Seneca und Petrarca zeigen sich dieser Geistliche und sein Nachfolger Valentin Retzlov, ein Sohn des Bürgermeisters von Berlin, als hochgebildete Männer. Die vier Rittergüter befanden sich in den Händen derer von Lenzke, von Döberitz, von Bellin und von Eichstädt, deren Güter um 1762 zu zweien verschmolzen. Die Famile von Döberitz scheint katholisch geblieben zu sein. Erst gegen Ende des 17. Jahrhunderts wird im Kirchenbuch zuerst ein Küster zugleich als Schulmeister aufgeführt. Des weiteren verbreitete sich der Vortrag mit Seitenblicken auf andere Dörfer und ins allgemeine über das christliche Gemeindeleben, die Rechte der Grundherren und die bäuer-
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