i2. (9. außerordentliche) Versammlung- des XlX. Vereinsjahres. SßS
Das rechte Ufer dieses Urstromes ist in dem Höhenzuge zu suchen, an dem Oderberg liegt, und das weite Niederungsland zwischen beiden Ufern, einst Strombett, heute durch den Finowkanal durchflossen, ist in fruchtbares Acker- und vor allem Wiesenland verwandelt worden. Von letzterem gab frühlingsmäßig frisches Grün der Fluren Zeugnis. Die glänzenden Heu-Erträge in diesem Sommer bekundete die ungemein große Zahl von Heuschobern. Von der Eigenart des Sommers erzählend, zeigten sich auch die am Eisenbahndamm reichlich angepflanzten kaspischen Weiden von außergewöhnlich üppigem AVachstum.
Auf dem Bahnhof wurden wir von dem Oberhaupt der Stadt Herrn Bürgermeister Dr. Kurts, Herrn Professor Dr. Bohnhoff, Vorsitzenden des Geschichtsvereins für den Kreis Oberbarnim und die Nachbarkreise, Herrn Dr. med. Fiddicke, Herrn Baurat Ulrich und anderen Mitgliedern auf das Freundlichste empfangen und geleitet, wobei diese Vereinsmitglieder überall die nötigen Erklärungen in dankenswerter AVeise gaben.
Die nach kurzem Aufenthalt im Hotel Demuth angetretene AVanderung durch die Stadt gab zunächst eine Aufstellung von der Lage und dem Äußern von Freienwalde. Es liegt am Ost- und Nordabhange jener schon erwähnten Hügelkette, bedeckt den Kaum von 4 Hügeln und ist, nach Beseitigung einer alten, die freie Entwickelung hindernden Umfassungsmauer und der zugehörigen Tore (AVassertor und Berliner Tor) nach verschiedenen Seiten gewachsen. Namentlich erfolgte dies in südlicher und südwestlicher Richtung in ein die Hügelkette durchbrechendes Tal, das „Brunnental“ hinein, welches mehrere Kilometer vom Stadtmittelpunkt entfernt die malerisch gelegene Gesundbrunnenanlage enthält. Die Straße dorthin ist es vornehmlich, die in den letzten 50 Jahren, in denen Freienwalde eine aufsteigende Entwickelung gewann, von schönen Landhäusern in wohl- gepflegten Gärten besetzt worden ist, Ursprünglich lag Freienwalde, das jetzt einschließlich der beiden Dörfer Kietz und Tornow, über die es hinausgewachsen und die es in sich aufgenommen, 9800 Einwohner zählt, an der Oder, die als „alte“ Oder in einem schmalen, allmählich versumpfenden Arm noch heute im Nordosten vor dem Wassertor vorhanden ist, oberhalb der Stadt von der l 3 / 4 Stunden entfernten „neuen“ Oder abzweigt und sich unterhalb Neuenhagen, wo über sie eine hölzerne Brücke führt, wieder mit dem Hauptstrom vereinigt. Diese Änderung beruht auf einer der zahlreichen Geradelegungen der Oder, die Friedrich II. um 1750 vornehmen ließ, nachdem sie schon von seinem A r ater angebahnt worden war.
Nach der Besichtigung eines neben der ältesten Kirche sich am Bergabhang hinaufziehenden ehemaligen Kirchhofes, der in einen Stadtpark umgewandelt werden soll, wurde dem „Geschichtsmuseum“ ein Besuch abgestattet. Nun ist es, den Mitgliedern der „Brandenburgia“ zumal, die auf ihren Ausflügen in die Provinz häufig mit örtlichen Sammlungen bekannt gemacht werden, ja längst bekannt und vertraut, daß die Museumsbewegung