Heft 
(1911) 19
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12. (9; außerordentliche) Versammlung des XIX. Vereinsjahres.

jetzt allgemein ist hat die Provinz Brandenburg doch die Zahl vorhandener Museen in den letzten 10 Jahren von 9 auf 40 erwachsen sehen, daß diese Bewegung in einer Provinzialstadt aber bereits zum Bau eines eigenen Hauses für die Zwecke des Museums geführt, das dürfte als ein besonders erfreuliches Ereignis begrüßt werden. In Freienwalde liegt diese Tatsache seit länger als Jahresfrist vor. Sie ist das Ergebnis einer Geldsammlung, zu der, auf Anregung des Oberstabsarztes Heller, derGeschichtsverein geschritten ist und deren Ertrag mit Unterstützung durch die Stadt ein genügend geräumiges, massives Haus in gefälligem Baustil herzustellen er­laubte. Die Sammlungen aus Freienwalde und dem Kreise Oberbarnim sind in drei Unterabteilungen hübsch geordnet worden: Geologisches, Vor­geschichtliches und Kulturgeschichtliches. Besonders reich ist die zweite Abteilung an Urnen und Beigefäßen, steinernem, bronzenem und eisernem Gerät und Waffen. Mit besonderer Genugtuung durfte auf denScbatz- fund von Alt-Rüdnitz hingewiesen werden, der außer einer bronzenen Helmkappe verschiedene bronzene und goldene Schmucksachen, u. a. ein massiv goldenes Armband enthält. Auch eine Sammlung von Büchern aus dem 16. u. 17. Jahrh., in einst kostbar gewesenen, gepunzten Ledereinbänden lockte zu längerer Untersuchung, wofür es indessen an Zeit gebrach, da nach im Gasthaus eigenommenem Mittagsmahl, dem die Freienwalder Gast­freunde beiwohnten, ein Ausflug zu Wagen nach dem südlich der Stadt gelegenen Baa-See gemacht wurde, dessen Umgürtung durch Laubwald mau Ähnlichkeit mit dem Hertha-See bei Stubbenkamer nachrühmt. Bei der großen Anzahl der Teilnehmer konnten hieran indessen nur einige 30 Personen teilnehmen, der Rest der Gesellschaft besuchte teils die ver­schiedenen durch Aussichtstürme geschmückten Höhen um die Stadt es sind deren allein drei massive: das Kriegerdenkmal mit Turm auf der Wilhelmshöhe, der neue Aussichtsturm auf der Königshöhe und vor allem der Bismarckturm auf dem Schloßberg, von dem sich eine umfassende Aus­sicht auf das weite Odertal und jenes nordostwärts durch die Neuen­hagener Berge begrenzte Urstromtal eröffnet teils begab man sich nach dem Gesundbrunnen, um sich hier etwas von der Geschichte dieser be­sonders interessanten Entwickelung Ereienwaldes erzählen zu lassen. Ihre Geschichte ist in Kürze die folgende: Im Jahre 1683 entdeckte der Chemiker und Adept Kunkel, eine beim Großen Kurfürsten wohlangesehene Person, die trefflichen Eigenschaften des im Brunnental gegenwärtig aus drei Quellen sprudelnden Wassers, eines Eisen-Säuerlings, und machte den Kurfürsten damit bekannt, der 1684 mit seiner Gemahlin und dem ganzen Hofe nach Ereienwalde kam und den Brunnen mit großem Erfolge trank. Da er 1685 wiederkehrte, wurde das Bad Freienwalde mit einem Schlage berühmt. 1686 ließ der Kurfürst ein ziemlich großes Gebäude aus Fachwerk aus auf dem Brunnen errichten und bewohnte dasselbe 1687 bei seinem dritten und letzten Besuch. Auch sein Nachfolger, der spätere erste König von