Heft 
(1911) 19
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12. i,9. außerordentliche) Versammlung des XIX. Vereinsjahres.

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Preußen, teilte die Vorliebe des Vaters für den Brunnen von Freienwalde, den er häufig an Ort und Stelle trank, ja dessen Wasser er zum Baden bezog. Um dies bequemer zu haben, ließ der König 1705 durch Schlüter auf der Höhe neben dem Brunnen ein prächtiges, durch Säulen getragenes Lustschloß erbauen. (Da Freienwalde seit 1618, dem Jahre des Aus­sterbens der Familie von Uchtenhagen, die von alters her Freienwalde besaß, landesfürstlicher Besitz war, stand dem König das Verfügungsrecht zu.) Das Lustschloß hat jedoch, obgleich es der König 1707 einige Zeit bewohnte, nicht lange bestanden. Während seines Aufenthalts dort spülte der Begen bei einem heftigen Gewitter den Sand vom Berge in solchen Mengen gegen das Schloß, daß der König es schleunig verlassen mußte. 1 ) Es wurde 1722 abgetragen und König Friedrich Wilhelm I. dachte nicht an Wiederaufbau; doch ließ er, nachdem einige große Grenadiere der Pots­damer Garde durch Gebrauch des Freienwalder Brunnens gesund geworden, 173638 ein massives Gebäude mit verbesserten Badeeinrichtungen er­bauen. Friedrich II. ließ das Bad in gutem Zustande erhalten, obgleich er selbst wenig Interesse an Freienwalde nahm, das er nur einmal (1771) besucht hat. Um so größerer Gunst hatte sich das Bad unter seinem Nachfolger zu erfreuen, dessen Gemahlin Friederike Luise von 1790 ab Freienwalde in jedem Sommer besuchte. Nach dem Tode des Königs (1797) kaufte Friederike Luise, eine hessen-darmstädtische Prinzessin, das Ge­lände, das jetzt den Schloßgarten bildet, zusammen und ließ hier zwischen 1799 und 1800 das jetzt noch stehende Schloß erbauen. Als sie 1805 gestorben war, bewahrte ihr Sohn König Friedrich Wilhelm III. dem Bade seine Gunst, liel 1716 und 1818 mehrfache Verbesserungen vornehmen, willigte indessen 1832 in den Verkauf von Brunnen und Bad an die Stadt. Von dieser kaufte es 1872 eine Aktiengesellschaft, welche in den nächsten Jahren bedeutende Aufwendungen für das Bad machte und u, a. das jetzige, sehr schöne Brunnenhotel baute. Als die Gesellschaft 1878 zusammenbrach, kaufte die Stadt als Hypothekeninhaberin im Subhastations- termin das Bad zurück. Seitdem ist sie im Besitz, hat 1880 ein neues Badehaus mit Dampfbetrieb erbaut und 1884 das 200 jährige Bestehen unter Beteiligung von Berliner Künstlern und in Gegenwart des Kron­prinzen Friedrich Wilhelm glanzvoll begangen. Gegenwärtig sind außer den drei Trinkquellen, der Königsquelle, Johannisquelle und Kurfürsten­quelle im Badehause 25 geräumige Badezellen vorhanden, in denen außer den bodenständigen Eisenmoorbädern auch jede andere Art von Bädern genommen wird.

') Im Sommer 1863 habe ich es nach einem wolkeubruchartigen Regen in Freienwalde, wo ich als Referendar arbeitete, erlebt, daß die Türen der Häuser an der steil aufsteigenden Straße so von herabgespültem Sand versperrt wurden, daß, um diese Türen nach außen öffnen zu können, sie richtig ausgegraben werden mußten. E. Fr.