Heft 
(1911) 19
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13. (10. außerordentliche) Versammlung des XIX. Vereinsjahres.

dienste taten. Dss Schloß enthält reiche Schätze an Gemälden und andern Kunstwerken, zum Beispiel mehrere wertvolle chinesische Vasen aus dem 17. Jahrhundert. Von den von Schinkel herrührenden Ölgemälden stellen drei das polnische Schloß Owinsk dar, das der letzte Polenkönig dem Ur­großvater des Besitzers von Friedrichsfelde schenkte, ein anderes den Königssee am Watzmann. In der Bibliothek hängt das Bild des Prinzen Ferdinand, des Vaters Prinz Louis Ferdinands, der hier am 18. November 1772 geboren und am 22. November von seinem Oheim Friedrich dem Großen über die Taufe gehalten wurde. Da die Ehe des Königs und die seines Bruders Heinrich kinderlos waren, bedeutete die Geburt eines Prinzen ein Ereignis, weil der Fortbestand des Hohenzollerngeschleclites in Frage stand. Auch Prinz August, der Bruder des Saalfelders, ist, wie eine von seiner Tochter gestiftete Gedächtnistafel besagt, im Friedrichsfelder Schlosse ge­boren. Es war dies der Prinz August, der 1806 bei Prenzlau in die französische Gefangenschaft geriet und sich später um die Ausbildung der preußischen Artillerie große Verdienste erwarb. In demselben Zimmer hängen ferner ältere Darstellungen des jetzigen Schlosses und ein Bild des Rauleschen Lustschlosses, das an derselben Stelle stand. Es trägt die UnterschriftFriedrichsfelde. Da Friedrichsfelde vor 1700 Rosenfelde hieß, das jetzige Schloß aber 1719 erbaut wurde, stammt das Bild ver­mutlich aus der Zeit von 17001719. Zahlreiche Familienbildnisse schmücken die Wände; ferner ist ein Bild der Königin Luise zu erwähnen, das die Königin einst dem Generaladjutanten v. Haeseler geschenkt hattet aus dessen Besitz es in den der verwandten Familie v. Treskow durch Erbschaft gelangt ist.

Im Schloßrestaurant sprach Lehrer Krüger über die Geschichte des Ortes, die er in vier Abschnitte teilte: in die markgräfliche Zeit (bis 1319), die städtische (13191690), die landesherrliche und prinzliche (16901816) und in die wirtschaftliche (seit 1816). Die Gründung des Ortes erfolgte zur Zeit Johanns I und Ottos III; in einer Urkunde vom 2. April 1265, worin Bischof Heinrich von Brandenburg den Nonnen in Spandau die Zu­gehörigkeit der Lankwitzer Pfarre bestätigt, wird nebenher ein Pfarrer Ludwig in Rosenfelde genannt. Rosenfelde selbst betrifft eine Urkunde vom 24. Mai 1288, worin Otto III die Grenze gegen Berlin durch eineMarkscheide von Lichtenberg über Rosenfelde bis zum Stralauer Damm festlegte. Die Dorfflur umfaßte damals 104 Hufen zu 66 3 / 3 kl. Morgen, also rund 7000 Morgen. Damit nimmt Friedrichsfelde unter allen Vororten die zweite Stelle ein es wird nur noch von Charlottenburg übertroffen ist also sehr wohl in der Lage, sich zur Großstadt zu entwickeln. 1307 erhielten die Spandauer Nonnen 22 Hufen in Friedrichs­felde; den Rest (82 H.) verlieh Markgraf Waldemar im letzten Jahre seiner Regierung den Städten Berlin und Kölln gegen 500 Pfund brand. Pfennige. 14 Bauern und 26 Kossäten waren damals hier ansässig; als