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Kleine Mitteilungen.
erwähnt, wurden Ferdinands Söhne Louis Ferdinand und August liier geboren. Eine Tochter, Friederike Dorothee Luise Philippine, vermählte sich mit Heinrich Anton Radziwill. Dieser Ehe entsproß die Prinzessin Elisabeth v. Radziwill, die dem Herzen Wilhelms I. einst nahestand und am 27. September 1834 dm Alter von 31 Jahren in Freienwalde starb. 1785 verkaufte Prinz Ferdinand das Schloß an den Herzog Peter von Kurland; 1799 kaufte der Ober-Hofbuchdrucker George Jakob Decker es, 1800 die Prinzessin Katharina von Holstein-Beck, vermählt mit dem russischen Fürsten Bariatinski, 1810 Karl Sigismund v. Treskow. In der Holstein- Beckschen Zeit besuchte die Königin Luise das Schloß mehrmals; doch ist ihr Bildnis erst durch die Familie v. Haeseler in den Besitz der Treskows gelangt. Von 1814/15 lebte König August Fiedrich von Sachsen als Gefangener in Friedrichsfelde. Mit der Besitznahme durch Herrn v. Treskow, der 1820 auch das Gut kaufte und das nach ihm benannte Vorwerk Karlshorst anlegte, begann für Friedrichsfelde die Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs, der auch unter der Herrschaft des Sohnes Karl Sigismunds v. Treskow und seines Enkels, des jetzigen Besitzers anhielt. Der landwirtschaftliche Betrieb wurde zur Blüte gebracht, und seine Erzeugnisse fanden in Berlin guten Absatz. Der Vorortverkehr hob sich in ungeahnter Weise; der Ortsteil Karlsliorst entwickelte sich ganz bedeutend. 1890 hatte Friedrichsfelde 5000 Einwohner, 1900 schon 10 000 und 1910 gar 20 000. Die 1884 angelegte Karlshorster Kennbalm beeinflußt den Fremdenverkehr in günstiger Weise; der Ort reckt und streckt sich nach allen Seiten, und viele Bauern, die sich natürlich längst „Gutsbesitzer“ nennen und nennen lassen, haben die Hälfte des Weges zum „Millionenbauer“ zurückgelegt, denn die Bodenwerte steigen von Jahr zu Jahr. 0. Monke.
Kleine Mitteilungen.
Der Russengeneral Fermor in Frankfurt a. Öder. (Aus handschriftlichen Aufzeichnungen eines Frankfurter Arztes). In dem bekannten Bieder-Gurnikschen Buche „Bilder aus der Geschichte der Stadt Frankfurt a. 0.“ findet sich auf Seite 85 folgender Satz: „Am 15 August 1758 war mit beispielloser Barbarei durch den russischen General Fermor die Festung Küstrin eingeäschert worden.“ Man könnte hieraus entnehmen, daß Fermors hervorstechendste Eigenschaft die Barbarei gewesen sei, und doch zeigen die Aufzeichnungen, die der Frankfurter Arzt Dr. J. G. Krünitz hinterlassen hat, den General in einem so anderen Lichte, daß es die Gerechtigkeit verlangt, auch diese Stimme einmal zu hören.