Kleine Mitteilungen.
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Märkischer und altnordeuropäischer Wolfsglaube. Neun Tage vor Weihnachten tuteten früher die Dorfhirten „den heiligen Christ“ oder „Weihnachtsmann“ vom Himmel herunter. Ein alter Mann wußte noch oder einige (Kreis Teltow), daß ehemals die Alten gesagt haben: „Das haben sie der Wölfe wegen getan. Die konnten das Tuten nicht vertragen und sind gewichen“, usw., wie von mir früher mitgeteilt wurde. 1 ) Ich habe diese Überlieferung sonst nicht weiter vorgefunden, doch berührt sie sich, wohl arisch, mit dem alten Werwolfglauben der nordeuropäischen Völker.
Die Letten 2 ) nannten den Christabend „Tanzabend“, oder auch wohl „Bluckwarcker (Bluekwarcka), d. b. Blocksabend, weil sie die Gewohnheit hatten einen großen Block an bastenen Stricken bei ihren Umgängen mit sich zu ziehen und ihn nachher unter mancherlei Freudenbezeugungen zu verbrennen“. Um diese Festzeit „pflegten sie auch den Wölfen auf den Kreuzwegen eine Ziege zu opfern, damit sie ihrem Viehe nicht schaden möchten. . .“ Sie „nannten den Monat December Wilku-Mänes oder Monat der Wölfe und verlegten in die Christnacht hauptsächlich die verderbliche Wirksamkeit der Wehrwölfe“. Wie auch Olaus Magnus (1555), den Pfingsten anführt, berichtet: „In festo nativitatis Christi sub noctem, statuto in loco, . . . tanta luporum ex hominibus diversis in locis habitantibus conversorum copia con- gregatur“ . ., und was einen Einblick in die alte Hauswirtschaft gewährt, in die Bierkeller der Bewohner einbrechen und Bier und Met austrinken, „cellaria cerevisiarum ingrediuntur, ac illic aliquot cerevisiae aut medonis tonnas epotant“, wodurch sie sich von den gewöhnlichen Wölfen unterscheiden.
In dem sehr lehrreichen Buche: 3 ) Der Bauer in der deutschen Vergangenheit von Adolph Bartels zeigt nach einem Nürnberger Flugblatt ein Bild die Hinrichtung eines Bauern aus „Bedbur“ bei Köln der sich täglich 7 Stunden in einen Werwolf verwandelte, 13 von ihm getöteten Kindern das Hirn ausfraß, bis Ihm ein Nachbar „ein Dapen“ abschlug, der wieder zur Hand wurde, wodurch die Zauberei herauskam. Der Bauer wurde aufs Rad geflochten, gezwickt, der Kopf ihm abgehauen und der Rumpf verbrannt. So geschehen nach dem Fiugblatt i. J. 1589.
W. v. Schulenburg.
Die wendische Krone. Im Berliner Lokal-Anzeiger (218. 1910) findet sich die Mitteilung, die dann wohl in Fachkreisen bekannte Tatsache wäre: „Die berühmte „wendische Krone“, nach der der Orden der beiden Großherzogtümer genannt ist, die auch, als von Gold, mit grüner Schmelzarbeit bedeckt und mit einem Smaragd geschmückt dargestellt, als Zier des vornehmsten Helmes des Mecklenburg - Schweriner Wappens auftritt, ist in Wirklichkeit nichts anders, als ein bei Trechow ausgegrabener Bronzereif aus der sogenannten , jüngeren Bronzezeit“ “. Hier also derselbe Vorgang, nur sehr stark geschichtlich verwertet, der so oft in der Mark nachgewiesen
*) Brandenburgs, Archiv 11. 1904, 38.
2 ) E. A. Pfingsten, Über die Feste der alten Letten, Mitau 1843.
3 ) Monographien zur deutschen Kulturgeschichte von Steinhausen, Leipzig 1900,