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Kleine Mitteilungen.
werden kann, daß die Voiksüberlieferung von einem wendischen König, seinem Schloß, Schmuck, Sarg, Grab, von wendischen Gräbern u d. redet und Gebildete es noch immer nachschreiben, während es sich fast immer um vorslawische, oft vielleicht gerade um germanische Überreste handelt. Noch im vorigen Jahr fand sich in einer großen Berliner Zeitung wiederum die Geschichte vom „heimlichen Wendenkönig“. Auch sollte man bei Neuausgabe älterer wertvoller Werke (bis 1870 und später) die in der Zeit liegenden Irrtümer dieser Art in Anmerkungen berichtigen, womit der Wertschätzung des Verfassers kein Abbruch geschieht, damit die Leser nicht immer von neuem mit den Irrtümern genährt werden.
W. v. Schulen bürg.
Vordringen des Slawentums in der Mark. Nach Zeitungsberichten hat man die Absicht, im Regierungsbezirk Frankfurt eine Gesellschaft zu gründen „zur Förderung der inneren Kolonisation“, weil „nach amtlicher Feststellung schon jetzt 9 Prozent der Bevölkerung der Gutsbezirke des Regierungsbezirks Polen sind. Durch Vermehrung der deutschen Bevölkerung soll dem Vordringen des Slawentums Einhalt getan werden.“ In Deutschland bringen alljährlich, infolge der Landflucht in die Großstädte und Industrieorte, auf den Dörfern eine halbe Million Ausländer und zwar meist slawische Landarbeiter die deutsche Ernte ein; ohne diese Hülfe würde die Ernte verkommen. Im ganzen sollen in Deutschland jährlich eine Million ausländischer Arbeiter tätig sein. Bin ich recht berichtet, sind in den Rheinisch Westfälischen Industriebezirken bereits 300000 Polen ständig, Frauen und Kinder mit einbegriffen. Nach der „Landeskunde der Provinz Brandenburg“ (II, 87) wurden bei der Volkszählung 1905 13734 Russen in der Provinz festgestellt die „zum vorübergehenden oder dauernden Aufenthalt“ sich veranlaßt sahen, Es scheint also, daß wir einer zweiten Verslawung entgegen gehen, wie sie, bereits einmal im früheren Mittelalter zur Zeit der (wendisch-) slawischen Herrschaft in Norddeutschland und teilweise auch in Mitteldeutschland bestanden hat. W. v. Schulenburg.
Lausitz-serbisch (wendisch) und nordfriesisch. Bei wendischen Kindern der Lausitz fand ich den Abzählreim beim Zeckspielen (1879): „Opka, popka, pera, para, puf, ene, bene, Dunke, Funke, Rabe, Schnabe, Dippe, Dappe, Kiisenappe, Ule, Bule, Ros“. Konrad Schwenk 1 ) hat: „Ene, Wene, Dunke, 'Funke)~Kewe, Schnewe, Dippe, Dappe, Käsenappe, Welle, Bube, Ruß“, (erklärt: „Riesen, Wanen, Sterne, Funken, Regen, Schnee, Tiefe, Tiefe, Käsenapf, wilde Buben, Ruß“ und sieht in diesem „merkwürdigen Denkmal“, in Anlehnung an die nordische Weltkuh Audhumla und den Urraum Ginnungagap (den gähnenden Abgrund), den Inhalt einer Dichtung über die Erschaffung der Welt ähnlich der Völuspa). Die märkischen Kinder zählen ab: „Ene, mene. Minken-Mäken“, auch „Ene, bene Mienchen..
Mythologie der Germanen 1855, 351.