Heft 
(1911) 19
Seite
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Kleine Mitteilungen.

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Die Frage der Patina auf Bronzegüssen ist in den Großstädten, be­sonders auch in Berlin, eine wichtige ästhetische und konservatorische. Alle Bemühungen, einen allen Ansprüchen genügenden Edelrost auf natürlichem oder künstlichem Wege zu erreichen, haben fast überall mit Fehlschlägen geendet.

In der Sitzung der Kunstdeputation des Berliner Magistrats vom 4. Juni 1910 wurde dies Thema, insbesondere auch der heftige Angriff er­örtert, welchen der Wirkliche Geheime Rat Dr. Willhelm Bode in einem Artikel derWoche* vom 21. Mai gegen die städtische Kunstdeputation in der Frage der Reinigung der Berliner Bronzedenkmäler gerichtet hat. An der Hand der in dem Artikel mitgeteilten tatsächlichen Behauptungen wurde festgestellt, daß sie, soweit sie sich auf die städtische Kunstdeputation be­ziehen, jedenfalls falsch sind, und allgemein bedauert, daß sie ohne genauere Nachprüfung ihrer Richtigkeit von so hervorragender Stelle vorgetragen werden. Daß die Kunstdeputation, wie in dem Artikel behauptet wird, die Denkmäler gelegentlich der Unterhaltung und Reinigung künstlich patinieren, anstreichen und malen läßt, ist falsch. Bode berichtet ein von ihm selbst begegnetes Erlebnis am Kaiser Friedrich Denkmal und übersieht dabei, daß dieses Denk­mal garnicht von der Stadtgemeinde, sondern von der Staatsverwaltung unter­halten und gereinigt wird. Gewissenhafter als dieser Artikel ist die Kunst­deputation in dieser Frage verfahren. Freilich hat sie, ebenso wenig wie Bode ein bestimmtes Verfahren anzugeben imstande ist, trotz einer im Jahre 1898 veranstalteten Umfrage bei einer großen Anzahl Sachverständiger u. a. der Königlichen Erzgießerei in München (L. v. Müller), Siemering u. a. sichere Wege, die zu dem erstrebten Ziele führen könnten, bisher gefunden. Seit jener Zeit läßt sie die Bronzedenkmäler, die ihrer Unterhaltung unter­stehen, monatlich einmal mit reinem Wasser abspülen und außerdem jährlich einmal mit Ammoniakwasser (im Verhältnis 1:10) reinigen. Daneben wurde versuchsweise die Reinigung einzelner Bronzebildwerke ihren Schöpfern über­tragen. So reinigte Siemering das Standbild der heiligen Gertraud durch Abreiben mit Schmirgelpapier und Schafwolle, Herter die Figuren an der von der Ileydtbrücke mit grüner Seife. Da alle diese Verfahren nicht be­friedigten, ist seit mehr als einem Jahre der Firma Gladenbeck, die in etwa 120 Städten die Reinigung von Denkmälern besorgt, als ein Versuch die Reinigung des Hardenberg-Denkmals, des Roondenkmals und der Gruppen auf der Moltkebrücke übertragen worden, sie reinigt im Trockenverfahren mit verschiedenen Stahlbürsten. Die Kunstdeputation, der diese Frage sehr am Herzen liegt, verfolgt mit Sorgfalt alle diese Versuche.

Auf die Herstellung der Denkmäler, deren Legierung und Ziselierung für die Frage der Patinierung von Bedeutung ist, hat die Stadtgemeinde freilich in vielen Fällen keinen Einfluß. Es handelt sich oft um Bestellungen, die nicht die Stadtgemeinde, sondern ein Komitee in Auftrag gibt.

E. Friede!.