Fragekasten.
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Artikel V.
Diese Verordnung tritt mit dem Tage der Verkündung in Kraft.
Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Königlichen Insiegel.
Gegeben Wilhelmshöhe, den 9. August 1910.
(L S.) Wilhelm. Beseler. Frhr. v. Schorlemer.
v. Dallwitz.
L. I. 11019. Veröffentlicht.
Berlin, den 17. September 1910.
Der Landrat. v. Achenbach.
1524 brachten die Spanier die Pute (Meleagris gallipavo L.) von Florida nach Europa. Hier erhielt das Tier, wie üblich bei amerikanischen Einführungen, einen irreleitenden Namen: türkisches Huhn oder kalekutischer Hahn. 1541 wurde das Tier in England schon in den besseren Familien gern verspeist. Seit 1542 bürgerte sich der Vogel langsam in Deutschland ein, ebenso allmählich in Frankreich, wo es noch als besondere Leckerei erwähnt wird, daß er 1570 auf der Hochzeitstafel Karls IX. paradierte. — Johannis Leunis sagt vom Puter: „Dumm, zänkisch; rote Gegenstände und scharfes Pfeifen bringen ihn zum Kullern. Fleisch sehr schmackhaft.“ — Durchaus zutreffend, rühmend möchte ich die Mutterliebe und das erzieherische Talent der Mutter Pute hervorheben. Unser Freund Dr. Carl Bolle ließ auf der Insel Scharfenberg seine jungen Hühner, Enten und Puten nicht selten durch sorgsame Putenmütter führen. Auch möchte ich den trefflichen Federschmuck insbesondere des Hahnes erwähnen, den unsere Damen als Putzgegenstand auszunutzen verstehen. — E. Friedel.
Was sind Verkehrt-Dörfer? U. A. Mitglied Rektor Otto Monke beantwortet diese Frage - also: VerkehrbPörfer nennt der Volksmund solche Ortschaften, in denen der Kirchturm nicht westlich der Kirche angebracht ist. Es ist noch heute Sitte, daß man die Toten so begräbt, daß die Füße nach Osten gerichtet sind. Auch das Hauptschiff der Kirche zeigt gewöhnlich die Kichtung von Osten nach Westen; der Turm steigt am Westgiebel empor, und am entgegengesetzten Ende des Kirchenschiffs befindet sich der Altar. Die Abweichung von der Regel hat verschiedene Gründe; in dem havelländischen Dorfe Lietzow bei Nauen hatte die 1860 abgebrannte Kirche aus architektonischen Gründen einen Südturm; denn sie lag an der von Osten nach Westen führenden Straße. Das architektonische Bild einer Kirche ist aber dann am wirksamsten, wenn der Beschauer in Richtung ihrer Längsachse vor dem Turme steht. Beim Neubau wurde jedoch die Kirche der Straße parallel gestellt, und der Name „Verkehrt-Lietzow“ fiel nach und nach der Vergessenheit ebenso anheim wie die Bezeichnung „Verkehrt-Ladeburg“ für den bei Bernau gelegenen Ort, wo man den Ostturm durch einen Westturm ersetzte, so daß nun die Kirche der Hauptstraße den Rücken zukehrt. In Lindow, das die Brandenburgia am 11. September 1910 besuchte, soll
