Heft 
(1911) 19
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16. (4. ordentliche) Versammlung des XIX. Vereinsjahres.

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mit der Laterne suchen. Eine ganze Abteilung, nämlichSpinnen und Weben, das so viel nützliche Anregung gibt und so viel Freude macht, glänzt durch völlige Abwesenheit. Wie besonders Frauen dies übersehen konnten, ist nur für den faßlich, der da weiß, wie Ausschüsse aus ele­ganten Frauenkreisen gebildet w'erden, die zwar ihre angesehenen Namen hergeben, von der Sache selbst aber nicht selten so gut wie gar nichts verstehen, denen insbesondere heimatkundliche Anforderungen sozusagen, böhmische Dörfer sind. Eine der Aufsicht führenden Damen, die ich nach Spinn- und Webegerät für die Jugend höflichst fragte, sah mich etwas fassungslos an und meinte, sie glaube nicht, daß dergleichen unter dem Spielzeug aus eigener Hand ausgestellt sei.

Rühmlichst hervorheben möchte ich aber dasSpiel- und Beschäf­tigungs-Zimmer für die heranwachsende Jugend des kinderfreundlichen Fräuleins Gertrud Claire Holstein, eine ebenso kenntnisreiche wie umsichtige Dame, die ja bereits in Stuttgart und im Hohenzollern-Kunst- gewerbehaus sowie im Künstlerhaus, Bellevuestr. 3 (das Kind in den letzten Jahrhunderten) erfolgreich ausgestellt hat und uns allen schon aus dem Jugendbund zum Schutz der Tiere und Pflanzen (Graf und Gräfin von Schlieben) wohl bekannt ist.

III. Ein deutsches Volkstrachtenfest findet im Kgl. Neuen Opernhaus (Krolls Theater) am 27. November 1910 statt, die Leitung untersteht der Frau Hofrat Becker, auch wird unser verehrtes Mitglied Fräulein Elisabeth Howe gern Auskunft erteilen. Es wird zur Beteiligung eingeladen nicht bloß um den verdienstlichen Zweck: Stärkung des Hiilfs- fonds des Deutschen Schriftstellerinnenbundes zu fördern, sondern auch wegen der Darbietungen: reichhaltige, mannigfache echte deutsche Volks­trachten, Spiele, Aufzüge, Volksliedervorträge.

IV. Die Satzungen des Vereins Dennewitz-Museum, Vorsitzender unser korr. M. Herr Pastor Zimmermann in Jüterbog werden herum­gegeben mit der Bitte, die unermüdlichen patriotischen Bestrebungen des allverehrten Begründers des Vereins und des Museums sei es durch Beitritt zum Verein, sei es durch eine einmalige Spende zu fördern.

V. Gefälschte Naturdenkmäler der Mark gibt es mehr, als man denkt. Die Fälschungen erfolgen lediglich deshalb, um das Interesse der Touristen für irgend einen Ort zu erwecken und diesem einen regen V anderverkehr zu sichern. Meist sind es Granitblöcke, denen ein viel- hundertjähriges Aussehen gegeben wird, aber auch Mauerwerk soll so kunstvoll aufgeführt worden sein, daß der Fremde der Ansicht ist, die Überreste einer ehemaligen Burg vor sich zu sehen. Erst kürzlich ist festgestellt worden, daß sich bei dem Dorf Trebatsch bei Friedland in der Niederlausitz ein großes gefälschtes Naturdenkmal befindet, Dort liegt ein mächtigter Granitfindling, arg verwittert, mit der eingemeißelten

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