10. (4. ordentliche) Versammlung 1 des XIX. Vereinsjahres. 403
Inspektionsscliulen, mit Mathematik, Geographie, Artillerie, Befestigungskunst und Taktik als Lehrgegenständen, errichtet, mit ihnen aber keine besonderen Erfolge erzielen können. Da diese Erfolge auch künftig ausblieben, so trat man auf Initiative Scharnhorsts 1801 zunächst an die Reorganisation der Berliner Inspektionsschule heran; es gingen aus letzterer drei Jahre später die „Akademie für junge Offiziere“ und das „Lehrinstitut für Berlinische Inspektion“ hervor. Letzteres war ein Vorbereitungs- Stadium für die Akademie. Da kam der politische Niederbruch im Jahre 1806 und tat auch den reorganisatorischen Arbeiten Scharnhorsts Einhalt; sie wurden jedoch bald wieder aufgenommen. Wie beim Staat, so war man an maßgebender Stelle der Meinung, daß auch die militärischen Bildungsanstalten in Preußen von Grund aus eine Neuordnung erfahren müßten, wenn anders in dieser Beziehung ersprießliche Resultate erhofft werden sollten. Schon am 3. Mai 1810 erhielten die Vorschläge der 1807 eingesetzten und unter dem Präsidium Scharnhorsts stehenden Militär- Reorganisations-Kommissionen die königliche Genehmigung, auf Grund deren in Berlin, Breslau und Königsberg je eine Kriegsschule für Fähnriche und außerdem für Offiziere die Kriegsschule in Berlin errichtet wurde, diese für den Unterricht in der höheren Kriegskunst sowie für den der Artillerie und Ingenieuroffiziere.
Die beiden Berliner Schulen waren in den ersten sechs Jahren als besondere Klassen unter Leitung des Generals v. Boguslawski zu einer Anstalt vereinigt. Am 15. Oktober 1810, der als Stiftungstag der heutigen Berliner Kriegsakademie angesehen wird, begann der Unterricht, und zwar in dem Gebäude der Burgstraße, worin sich vorher die „Academie des Nobles“, eine Art Junker- oder Pagenschule, befunden hatte. Lehrgegenstände der vereinigten Schulen waren: Mathematik, auf welche man schon damals ein erhebliches Gewicht legte, sodann Physik und Chemie, Taktik, Artillerie, Befestigungskunst und Kriegsgeschichte, von Sprachen Deutsch und Französisch. Die Schule zählte zu jener Zeit achtzig bis neunzig Hörer.
Die kriegerischen Jahre 1812 bis 1815 brachten ganz oder teilweise eine Unterbrechung in den regelmäßigen Unterricht; auch Scharnhorst, der in der Schlacht bei Großgörschen die Todeswunde empfangen hatte, war dahingerafft worden. Erst das Jahr 1816, nachdem der Völkerfriede endgültig wieder hergestellt war, führte mannigfache Verbesserungen und damit eine weitere Entfaltung des militärischen Unterrichtswesens in der preußischen Armee herbei; erst von da ab war die Kriegsschule in der Lage, sich fortan ungestört ihrem eigentlichen Zwecke widmen zu können.
Von den wichtigeren Verbesserungen des Jahres 1816 sind vor allem die Abtrennung der Fähnrichsklasse von der Berliner Kriegsschule sowie die Errichtung einer besonderen Artillerie- und Ingenieurschule in Berlin hervorzuheben.
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