Heft 
(1911) 19
Seite
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16. (4. ordentliche) Versammlung des XIX. Vereinsjahres.

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Albreclit teilt seine Arbeit in die zwei ins Auge springenden ge­schichtlichen Gruppen: Dreißigjähriger Krieg und Zeit des Großen Kurfürsten.

Nun existieren in unserer Provinz noch viele Schwedensteine und Schwedenschanzen, die zum Teil in die wendische, zum Teil in die vorwendische Zeit hineinreichen; es wäre sehr erwünscht und rege ich dazu hiermit an daß Herr Dr. Albreclit oder Herr Rektor Otto Monke oder sonst ein Kundiger auch einmal diese Altertümer, topographisch nach Kreisen geordnet, veröffentlichte.

In anderen Norddeutschen Landesteilen muß der Schwede ebenfalls wollend oder nichtwollend in ähnlicher Weise Gevatter stehen, so teilte z. R der im Mai d. J. leider verstorbene große Hygieniker Robert Koch schon im Jahre 1876 einen Urnenfund der Berliner Anthrop. Gesellschaft mit, den er in der sogen. Schwedenschanze bei Wollstein gemacht.

XXVIII. Moorleichenfund bei Bartschendorf, Kreis Ruppin- U. M. Herr Rektor Monke teilt folgenden Ausschnitt aus dem zu Nauen am 4. d. M. erschienenen Osthavelländischen Kreisblatt mit:Friesack. Ein höchst interessanter Fund ist am Montag bei den Ausschachtungs­arbeiten der Luch-Meliorationsgenossenschaft, bei Bartscliendorf gemacht worden. Bei einem Durchstich wurde in einer Tiefe von 2 Metern ein menschliches Skelett gefunden. Es handelt sich um einen Mann von zirka 60 bis 40 Jahren, was aus der ganzen Knochenbildung und aus der Beschaffenheit des Schädels, an dem besonders das Gebiß durch seine Vollständigkeit auffällt, zu schließen ist. Interessant ist es, daß bei diesem Skelett eine schmiedeeiserne Fußfessel gefunden wurde. Nach der Erhaltung und Bearbeitung des Eisens zu schließen, ist das Skelett wohl schon mehrere Jahrhunderte alt. Es dürfte sich wohl hier um einen Verbrecher oder Kriegsgefangenen handeln, der nach der damaligen Un­sitte ins Moor gestürzt wurde. Der Fund wurde geborgen und befindet sich im Gasthaus zumDeutschen Haus, wo das Skelett von sich dafür Interessierenden besichtigt werden kann. Unwillkürlich fällt uns dabei Tacitus, Germania Kap. 12 ein:Schwächlinge und Feiglinge und die, welche ihren Körper schändlicher Wollust preisgegeben haben, versenken sie in Moor und Sumpf und werfen Reisigbündel darüber. An die Strafe des Versenkens erinnern die Gruben, welche Arminius den Römern bereitet hatte, Tacitus, Annalen 1, 61.

Zunächst liegt dem Geschichts- und Altertumsverein zu Neu-Ruppin die sehr wünschenswerte Poststellung und Aufklärung des Tatbestandes ob.

XXIX. Ueber das Gesundbeten geht uns folgende bittere Persiflage unter dem Zeichen eines gehörnten Schafbockes (als Schutzmarke) als Beitrag zur Würdigung des Volksglaubens zu.

Besuchsanzeige. Hierdurch gestatten wir uns die ergebene Mitteilung, dass unser ehrw. Bruder Sabaldius sich erlauben wird,