16. (4. ordentliche) Versammlung: des XIX. Vereinsjahres. 445
Kreise zu verzeichnen ist. In den letzten 30 Jahren entwickelte sich nicht nur Charlottenburg (jetzt 280000 Einwohner) zur Großstadt, auch Dorfgemeinden wie Rixdorf (230000), Schöneberg und Wilmersdorf wachsen sich zu Stadtkreisen aus. Gewiß eine interessante Entwicklung! Möge das Bild derselben, das Geheimrat Friede! mit kräftigen Strichen gezeichnet hat, im Verein mit der guten Karte dazu anregen, das teltowsche Land mit offenen Augen zu durchwandern! Denn „wo ihr’s packt, da ist es interessant.“
XXXVI. U. M. Herr Direktorial-Assistent Dr. Kurt Regling hielt hierauf einen mit wohlverdientem, großem Beifall aufgenommenen Lichtbildervortrag über „Deutsche Münzen der romanischen Periode (Brak- teaten)“. Von dem Jubeldreimarkstück zur Universitätsfeier ausgehend als dem sichtbaren Zeichen völligen Geschmacksverfalles wies der Redner darauf hin, daß die deutsche Münzkunst nicht immer so tief gestanden habe. Vielmehr habe sie in dem wellenförmigen Laufe ihrer Entwicklung Perioden der Blüte gezeitigt, in denen auch die dem täglichen Bedarfe dienenden Münzen jede für sich ein kleines Kunstwerk dargestellt habe. Hierher rechnet Redner vor allem die hohenstaufische Zeit, die ja auch sonst in Politik, Schrifttum und Kunst die Blüte des deutschen Lebens im Mittelalter bedeutet. Die Träger dieses Aufschwungs in der Münzkunst sind vor allem die sogenannten Brakteaten, d. h. aus dünnem Silber mit nur einem Stempel in einer Art Prüfverfahren geprägte Stücke. Th re oft recht beträchtliche Größe (bis zu 5 cm) und die durch Beschränkung auf einen Stempel ermöglichte Stärke des Reliefs gaben dem Graveur Gelegenheit zu reicher Betätigung seines Talentes; die Kreuzzüge vermittelten zudem nähere Bekanntschaft mit dem reicheren Formenschatz der byzantinischen, antiken und islamischen Kunst. Die romanische Baukunst tritt in ihren Zenith und gerade die Einwirkung dieser Architektur tritt in der Ornamentik der Brakteaten allüberall in die Erscheinung. Die eigentliche Heimat der Brakteaten ist der Harz und seine Vorlande sowie Thüringen. Hier sind in der Zeit Konrads III. Brakteaten in einer Art Übergangsform entstanden, die teils erhaben, teils vertieft geprägt sind, hierher gehören auch die ersten im Stil noch unbeholfenen wirklichen Brakteaten, von denen ein Naumburger von Strehla nnd einer von Konrad dem Großen von Wettin-Meißen im Bilde vorgeführt wurden. Aus der eigentlichen Blütezeit unter Friedrich I. Barbarossa wurden gezeigt ein Magdeburger Moritzpfennig und zwei Magdeburger Pfennige mit dem Namen des Erzbischofs Wigmann, einer seine Sterbedenkmünze, der andere deutlich von byzantinischen Vorbildern abhängig; das Gleiche gilt von einem Stück mit der Darstellung Albrechts des Bären und seiner Gattin Sofie, der sich als vom selben Stempelschneider geschnitten erweisen läßt wie Wigmanns Brakteat, und der als Denkmünze auf die Wiedergewinnung Brandenburgs 1157 aufgefasst wird. Albrechts damaliger Gegner, Jakza von