Heft 
(1911) 19
Seite
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16. (4. ordentliche) Versammlung des XIX. Vereinsjahres.

Köpenick, ist gleichfalls aus Brakteaten bekannt, die zum Teil wendische Aufschrift haben, wie es auch von Albrecht Brakteaten brandenburgischer Fabrik mit der deutschen Aufschrift Albreh gibt. Ein anderes Stück von Albrecht mit Heiligenbild ist in seiner anhaitischen Stammheimat geprägt, ebenso eins mit dem Bilde des stehenden Markgrafen und die schönen Stücke seiner Söhne: Bernhard von Sachsen, einer aus der Münz­stätte Köthen, der andere mit redender Aufschrift:ich (bin) Bernhard, und Otto von Brandenburg, von dessen beiden Stücken wieder eines deutsche Aufschrift trägt, das andere durch den Zusatz Brandeburgensis wichtig ist. Gegenüber den einfachen Bildern dieser Münzen zeichnen sich einige Halberstädter Stücke durch reiche Darstellungen aus: die Steinigung des Stephanus wird in zwei verschiedenen Szenen vorgeführt, seine Himmelfahrt zeigt ein drittes Münzbild. Mit dem Bischofsnamen (Dietrich von Krosigk 11801193) versehen ist ein weiteres Stück von Halberstadt. Die Brakteaten der Äbtissinnen Beatrix und Adelheid von Quedlinburg zeigen uns das Bild der sitzenden Abtissin, beim zweiten Stück in reicher romanischer Architektur. Den Beginn des um diese Zeit entstehenden Wappenwesens zeigen die schönen heraldischen Vogelbilder der Herren von Falkenstein (ein Falke) und Arnstedt (ein Aar), die Arn- stedter sind auch der eine durch die Münzmeisteraufschrift (me fecit), der andere durch die Anbringung der Bilder des gräflichen Paares in den Fenstern eines Saalbaues unter dem Aar bedeutsam. Von Heinrich dem Löwen, dem bedeutendsten Vertreter der Expansionspolitik im Osten, werden mehrere Brakteaten gezeigt, einer mit dem altorientalischen Schema der Doppelstellung von zwei Löwen, zwei andere mit dem Braunschweiger Löwenmonument, vielleicht Denkmünzen auf seine Errichtung, das letzte wieder mit redender Aufschrift:ich bin Heinrich der Löwe von Braun­schweig. Ein Regensteiner Pfennig mit dem Hirschhorn als Wappen und ein Hildesheimer von Bischof Adelhog (1171 1190) dienten als weitere Proben der Harzbrakteaten. Anders in Stil und Fabrik sind die Wetter­auer Stücke, von denen ein kaiserliches mit dem Bilde des sitzenden Barbarossa und ein geistliches Stück von Konrad von Mainz, vielleicht in Aschaffenburg geprägt, als Beispiele gezeigt wurden; und es ward die bedeutsame Rolle, die dieser Konrad in dem welthistorischen Kampfe zwischen Kaiser und Papst spielte, erwähnt. Den Wetterauern verwandt ist ein grosser Brakteat aus der nahen Abtei Hersfeld vom Abt Johannes. Eine weitere Stilart der Brakteaten ist die thüringische: diese Stücke sind ganz besonders flach und dünn und haben breiten freien Rand um das Bild. Als Beispiel dienten ein Erfurter Brakteat Erzbischof Heinrichs von Mainz, der unten die noch nicht sicher erklärte Aufschrift Ludwig hat (landgräfliche Nachprägung?) und einer der Äbtissin Bertha vom Heilig­kreuzkloster in Nordhausen, sowie namentlich die Reiterbrakteaten der Landgrafen Ludwig II., Ludwig TTI. und des durch den Sängerkrieg auf