16. (4. ordentliche) Versammlung des XIX. Vereinsjahres.
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der Wartburg berühmten Hermann. Kaiserliche Reiterbrakteaten gibt es in Mühlhausen i. Th. von Friedrich Barbarossa. Des Kaisers hochbedeutenden Kanzler Reinhold, Erzbischof von Köln, den Bismarck des 12. Jahrhunderts, sehen wir als Oberherrn der Abtei Saalfeld auf einem dort vom Abte Engilram geprägten Stück; nach byzantinischem Muster halten beide zusammen den Krummstab. Als in Halle geschlagen erweist sich ein weiterhin vorgeführter Brakteat des bereits oben erwähnten Erzbischofs Wigmann, sowohl durch die spezifisch thüringische Fabrik wie auch die Aufschrift des Stadtnamens. Den thüringischen Brakteaten stehen die markgräflich meißnischen nahe: gezeigt wurden Stücke von Otto dem Reichen, deren eines der Aufschrift zufolge in Leipzig geprägt ist, und Dietrich von Landsberg. Der etwa halbhundertjährigen Blütezeit der Brakteaten folgt im Laufe des 13. Jahrhunderts ein jäher Verfall, der an einem Reiterbrakteaten Konrads von Thüringen (mit redender Aufschrift me fecit) und zwei Pfennigen des Bischofs jBerthold von Naumburg (1186—1206) mit dem sitzenden Bischof, der eine aus der Münzstätte Cice-Zeitz, namentlich aber an einem ganz rohen Stück Meißner Musters vom Bischof Dietrich von Naumburg 1242—1272 erläutert wird. Ein Mansfelder Reiterbrakteat wird namentlich um der bedeutsamen historischen Rolle willen vorgeführt, die dies Geschlecht später gespielt hat, und ein Hersfelder vom Abt Heinrich zeigt deutlich den Verfall gegen das vorher gezeigte wunderschöne Stück des Abtes Johannes. — Es blieb noch übrig, einige Proben aus den übrigen deutschen Brakteatengebieten zu zeigen, die aber an Schönheit, historischer und künstlerischer Bedeutung weit hinter denen des Harzes, Hessens und Thüringens Zurückbleiben: der bekannte König Ottokar II. von Böhmen ist mit einem Schriftbrakteaten, ein niederschlesischer Herzog mit einem un- beschrifteten („stummen“) Adlerbrakteaten vertreten. Schwaben hat kleine Brakteaten, die durch dicke Kugeln oder Halbmonde auf dem Rande leicht kenntlich sind; die berühmte Abtei Reichenau im Bodensee mit ihren Fischen, Lindau mit dem redenden Wappen der Linde, ein bischöflich Augsburger und ein Sigmaringer mit dem Hirsch dienten als Beispiele. Ähnlich sind die Schweizerischen Stücke. — So wurden unter stetem Hinweis auf die künstlerischen Eigenheiten und Zusammenhänge und die große Politik in diesen Brakteaten die beredten Zeugen einer Zeit vorgeführt, die unseren Romantikern mit Recht als die glänzendste Epoche unserer Vergangenheit galt, mit ihrer Fülle an nationalen Problemen und an hochstrebenden, gewaltigen Männern.
XXXVIII. Nach der Sitzung zwangloses Zusammensein im Hofbräu- Restaurant Potsdamer Str. 127.
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