Heft 
(1911) 19
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17. (13. außerordentliche) Versammlung'des' XIX. Vereinsjahre^

17. (13. ausserordentl.) Versammlung des XIX. Vereinsjahres.

Sonnabend, den 19. November 1910, nachmittags 5 Uhr. Besichtigung der Sammlung alter Musikinstrumente in der Königlichen Akademischen Hochschule für Musik, Fasanenstr. 1.

Eine besonders stattliche Zahl von Teilnehmern hatten sich zur fest­gesetzten Zeit in den Räumen, wo die Instrumente aufgestellt sind, einge­funden und betrachteten die reichhaltige Sammlung, bis der I. Vorsitzende, Herr Geheimrat Friedel die Erschienenen begrüßte und Herrn Professor Dr. Fleischer und unserem Mitgliede Herrn Kirst den Dank der Ge­sellschaft abstattete für die liebenswürdige Übernahme der Führung.

Hierauf ergriff Herr Professor Fleischer das Wort, indem er zunächst betonte, daß die Sammlung viel zu wenig bekannt sei und sich insofern nicht sehr glücklich präsentiere, weil der Raum zu eng geworden sei Die Sammlung ist geschichtlich betrachtet die bedeutendste der Welt. Als der Redner im Jahre 1888 die Sammlung übernahm, waren 241 Instrumente vorhanden und heute erreicht ihre Zahl das Zwölffache. Auch Seine Majestät der Kaiser hat sich im Jahre 1902 als gütiger Geber gezeigt. Eine solche Sammlung dient mehr zur Förderung der Musik als der Unter- terricht, denn man kann die Werke der alten Musiker nur verstehen, wenn man ihre Instrumente kennt. Herr Professor Fleischer setzte darauf den Unterschied auseinander zwischen dem heutigen Klavier und einem alten Spinett. Bei dem ersteren schlägt ein Hammer gegen die Saite und beim letzteren reißt ein Stift die Saite an. Bei den heutigen Instrumenten kommt es auf den Anschlag an, woher die Bezeichnung Fortepiano stammt, während bei den alten der Ton immer derselbe blieb. Deshalb ist es z. B. ganz unmöglich, die Bachschen Fugen auf unseren modernen Instrumenten zum Ausdruck zu bringen. Das Bachsche Klavicymbel befindet sich in der Sammlung, es hat zwei Manuale, das obere mit 4 und 8 und das untere mit 8 und 16 Fußton, und weil man beide koppeln konnte, so war es möglich, geradezu orchesterartige Wirkungen hierdurch zu erzielen. Herr Professor Fleischer trug nun auf einem ähnlichen Instrument einige Proben aus Bachs Schöpfungen vor. Es ergab sich dabei, daß die Klangfarbe unserer Iustrumente eine ganz andere ist. Unsern Klavieren fehlt das Metallischrauschende, was jene alten hatten. Bach hat das Hammerklavier noch eben kennen gelernt, denn es ist erst in den 70. Jahren des 18. Jahr­hunderts erfunden worden, und Mozart war es, der es einführte und Beethoven verschaffte ihm den Sieg. In den vierziger Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde die heutige Mechanik ausgebildet, und seitdem hat