17. (13. außerordentliche) Versammlung des XIX. Vereinsjahres. 419
sie keinen Fortschritt mehr aufzuweisen. Zuerst hatte man Hammerklaviere, die mit Absicht surrend gemacht worden waren. Jetzt aber verlangt man einen pastosen Klang. Herr Professor Fleischer spielte nun auf mehreren Instrumenten, um den allmählichen Übergang zu zeigen. Ein solches Instrument ist z. B. der Flügel Carl Maria von Webers (1809—21), das noch einen sehr dünnen Klang hat, ein anderes ist der Flügel Mendelssohns, ein englischer Erhard aus dem Jahre 1832, dessen Klang den modernen schon sehr nahe ist. Zu der Sammlung gehört auch der Flügel der Königin Marie Antoinette und der der Königin Luise. Ein französischer Erard der Sammlung gehörte einst Meyerbeer und ein anderer Flügel der Clara Schumann. Zu den interessantesten Stücken der Sammlung gehören aber sicher die Mozart-Instrumente, nämlich sein Keiseklavier und seine Geige, die er beide im Alter von 6—8 Jahren spielte. Bei dieser Gelegenheit gab Herr Professor Fleischer einige Schilderungen von der ungeheuren Begabung des Kindes.
Darauf ging der Vortragende zu den Streichinstrumenten über und hob hervor, daß es zu Bachs Zeiten bedeutend mehr gegeben hätte als jetzt.- Die Auswahl, die heutigen Tages bei einem Symphonie-Orchester in Betracht kommt, geht auf Haydn und Mozart zurück. Es sind sehr viele Instrumente vollständig vergessen; z. B. die Liebesgeige, die Viola d’amour, und die Viola di Bordone. Beide Instrumente hatten Metallsaiten, die von den gespielten zum Anklingen gebracht wurden. Haydn hat z. B. für das letztgenannte Instrument mehr als hundert Kompositionen gemacht. Zu den alten Instrumenten gehörte auch die Laute, das Musikinstrument des Volkes im Mittelalter. Luther wird z. B. häufig mit der Laute ab- gebildet, diese Laute hieß Fiorde und hatte zwei Lagen von Saiten.
Nach dem Vortrage des Herrn Professor Fleischer fand nun ein kleines Konzert statt, veranstaltet von den Herren Gutsche, Berkowski, Henze und Loebel von der Berliner Vereinigung für alte Kammermusik. Die Herren brachten Haydns Divertimento, eine Triosonate von Corelli, ein Trio von Gassmann und den Reigen der heiligen Geister von Gluck zum Vortrag. Es war ein liebenswürdiges Konzert, das alle Zuhörer entzückte und das die Künstler mit dem lebhaftesten Beifall belohnte. .
Diesen Dank der Gesellschaft faßte Herr Geheimrat Friedei zum Schluß nochmal mit einigen Worten für alle die zusammen, die sich um den genußreichen Abend verdient gemacht hatten.
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