Heft 
(1911) 19
Seite
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18. (5. ordentliche) Versammlung des XIX. Vereinsjahres.

beobachtet, wie Sie sich aus den Mitteilungen unseres verstorbenen Mitgliedes Wilhelm Pütz, sowie meinen und Dr. Bolles Angaben (Mitt. IV, S. 893409) erinnern wollen. Am Havelgemiinde, gegenüber Picheiswerder auf dem rechten Ufer besichtigte die Brandenburgia am 20. Juni 1908 die Stelle, wo ein Eiland plötzlich aus dem Untergrund entstand. Ferner sahen wir bei gleicher Gelegenheit im Stößensee am Picheiswerder die Morast-Inseln, die infolge der gewaltigen Anschüttungen für den Damm der Döberitzer Heerstraße aus dem schlammigen Untergrund, hier also gewissermaßen durch Menschengewalt emporgedrückt waren.

Über ein ähnliches Phänomen wird aus Beeskow im üsthavell. Kreisblatt soeben folgendes berichtet:Über ein wunderbares Natur­ereignis berichtet der Rittergutsbesitzer Hirsch in Oegeln dem Kreisblatt in Beeskow. In der Nacht zum Sonntag ist in dem von der Spree durchflossenen Oegelnschen See eine Insel von circa einem halben Morgen Größe aufgetaucht. Dieselbe besteht aus dem schlammigen Seeboden und ist durch kleine Erhebungen zerklüftet und gespalten, deren höchste Spitze die Höhe von 2 Metern erreicht. Da in der Umgebung der Insel der See etwa . 45 Meter tief ist, beträgt die Erhebung circa 67 Meter. Sonstige Begleiterscheinungen sind nicht beobachtet worden. Selbst An­gestellte des fiskalischen Baggers, die in der Nähe auf demselben über­nachteten, haben nichts bemerkt. Ich hoffe Ihnen in einiger Zeit gute photographische Aufnahmen vorlegen zu können, vermute aber auch hier, daß die Baggerarbeiten die mittelbare Ursache gewesen sein mögen.

Daß dergleichen Erscheinungen an ein und derselben Stelle sich rhytmisch wiederholen, ersehen Sie aus nachfolgendem Bericht im B. L. A. vom 10. d. M.:Eine seltsame Insel. In jedem Herbst vollzieht sich in einem See in Livland, und zwar im Ilfingsee, eine ganz merkwürdige Naturerscheinung, die wohl einzig in ihrer Art sein dürfte. In dem genannten See liegt nämlich eine ziemlich große, flache Insel, die mit Gras bewachsen ist und auf der im Sommer Heu geerntet wird. Die Insel wird also von Menschen betreten, die dort ihrer Beschäftigung des Grasschneidens und Erntens ohne Gefahr nachgehen. Wollen wir aber im Herbst, etwa zu Ende Oktober oder Anfang November der Insel einen Besuch abstatten, dann bemühen wir uns vergebens, wir finden die Insel nicht mehr, sie ist spurlos verschwunden. In jedem Frühjahr er­scheint die seltsame Insel stets an derselben Stelle des Sees an der Oberfläche, um in jedem Herbst wieder ins Wasser zu sinken und zu verschwinden. Aber noch niemals ist dieses Verschwinden beobachtet worden, es geschieht nach Meinung der Umwohner zur Nachtzeit, aber es ist wohl noch keine langdauernde Beobachtung durchgeführt worden, sonst hätte man den Zeitpunkt des Versinkens sicher schon feststellen können. Während man früher das Heben und Fallen der Insel geheimnis­vollen Kräften, Dämonen und Wassergeistern zuschrieb, kennt man heute