Heft 
(1911) 19
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18. (5. ordentliche) Versammlung des XIX. Vereinsjahres.

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Stuttgart. Die feuerlöschende Kraft des Hauslaubs wandelte dann der Volksaberglaube in einen allgemeinen Feuerzauber um, der sogar gegen Blitz schützte und dem Hauslaub den EhrentitelD onnerb art eintrug, wobei man natürlich an Donar dachte. Ebenso glaubte man und glaubt es in Stülpe bei Luckenwalde noch heute, daß Schweine unter einem Strohdach mit Hausl aub nie vom Rotlauf befallen werden. Schließlich legte man die zerquetschten Blätter von Sempervivum auf Brandwunden und heilte den Brand damit.

X. Die Monats-Blätter des Touristenklubs für die Mark- Brandenburg enthalten in der herumgereichten Nr. 11 vom 1. d. M. verschiedene beachtenswerte Dinge: die Kirche zu Steinhöfel, Kr. An­

germünde, die mittelalterlichen Bauten von Schönfließ und Dorf Gusow. Bei Trebatsch wurde der Granitblock mit der roheingehauenen Inschrift Jul. Sep. Memento mori MCCCVI besichtigt, eine grobe Fälschung auf die ich schon vor längerer Zeit aufmerksam machte. Der Bericht des Klubs vom 18. September 1910 sagt etwas euphemistisch:Die Inschrift soll viel Kopfzerbrechen verursacht haben. Angeblich soll aber ein dortiger Forstmann ihr nicht fernstehen. Sie ist demnach als der verunglückte Ausfluß des Jägerlateins anzusehen. Die Brandenburgs ist der Meinung, daß diese plumpe, aber trotzdem viele Wanderer täuschende Mystifikation sobald als möglich zerstört werden müßte. Und zwar sollte der Urheber das selbst tun. Die Sache ist von mir in der Brandenburgs erst kürzlich erörtert worden.

XL Ein Volksschauspiel auf dem Picheiswerder unter der Aegide der Brandenburgs bereitet sich in der Stille vor. Es handelt sich um den Schlußakt des Ringens zwischen Deutschen und Slawen, der sich am rechten Havelufer, auf dem Picheiswerder und auf dem Schildhorn abspielte. An der Stelle der künftigen NaturbühneAlbrecht der Bär sind wir am 18. v. M. gewesen. Dichterisch behandelt ist seit Anfang des 19. Jahrhunderts bis in die Neuzeit der ansprechende vaterländische Stoff recht oft. Ich hoffe baldigst dem Vorstand und Ausschuß Vorschläge und Anerbietungen seitens des Herrn Regisseurs Heinrich Frey unterbreiten zu können. Heute begnüge ich mich ein selten gewordenes Buch gleichen Inhalts zirkulieren zu lassen. Der Titel lautetDas Kreuz in der Mark. Der Autor, ein Freund und Studiengenosse meines Vaters, Dr. Carl Seidel, Verfasser mehrer auf Berlin und Umgegend bezüglichen be­schreibenden und geschichtlichen Bücher, hat diese Balladen- und Lieder­sammlung 1838 in der Plahnschen Buchhandlung herausgegeben. Auf dem zierlichen von I. M. Mauch gezeichneten und radierten Titelblatt sehen Sie die von Friedrich Wilhelm I. leider abgebrochene Marienkirche auf Brandenburgs Harlunger Berge. Dieallen Freunden des Vaterlandes gewidmeten Lieder besingen Wenden und Deutsche bei friedlicher nationaler Arbeit, aber auch im Vemichtnngskampf gegen einander.