18. (5. ordentliche) Versammlung des XIX. Vereinsjahres.
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seine beste Empfehlung gewissermaßen schon an der Stirn; denn wie der Verfasser „der gemeinsamen Tätigkeit“ mit Herrn von Jagow „in dankbarer Erinnerung“ sich rühmen darf, wird er unter allen Umständen lebendige Anregung in fruchtbare Arbeit umzusetzen wissen. Die Frage, ob in Fortbildungsschulen, für die das Buch in erster Linie bestimmt ist, ein Lesebuch nötig ist, wird heut verschieden beantwortet; wer sie bejaht, dem wird das Buch ein willkommenes Hilfsmittel sein, auch wenn es nicht in allen Einzelheiten seinen Beifall findet. Es würde z. B. noch gewinnen, wenn einzelne Gedichte fehlten wie „Spatenarbeit“ (S. 300) von Adelheid Stier, dem so ziemlich alles mangelt, was man von einem Gedicht mit Hecht verlangen darf. Der Verfasser gibt ferner Bruchstücke aus größeren Dichtwerken, z. B. aus „Minna von Barnhelm“, „Hermann und Dorothea“ u. s. w., obwohl die Werke selbst für wenige Pfennige käuflich sind und besser vollständig gelesen werden; aber unsere Schullesebücher machen es ebenso; der Brauch wird also von vielen Fachleuten für zulässig oder gar für zweckmäßig gehalten.
Doch darf die Auswahl der prosaischen Lesestücke Anspruch auf allgemeine Anerkennung machen. Der Verfasser hat davon Abstand genommen, seinen Lesern die „altbewährten“ Ladenhüter unserer Schullesebücher vorzusetzen und vorzugsweise moderne Schriftsteller zu Worte kommen lassen, die in der Lage sind, das Verständnis der heutigen Lebensbedingungen und Lebensverhältnisse, zu erschließen. Dabei geht er über den Gedanken der unmittelbaren praktischen Nützlichkeit hinaus, der namentlich im 5. Abschnitt („Arbeit ist des Bürgers Zierde“) im Vordergründe steht; er wendet sich auch an das Gemüt und sucht die Liebe zu den Kreisen zu pflegen, in die Gott uns gestellt hat, zur Familie (Abschnitt 4), zur Kirche (Abschnitt 7), zur engeren Heimat (Abschnitt 1) und zum Vaterlande (Abschnitt 6). Abschnitt 2 und 3 behandeln im besonderen den Bauernstand, und das ist um so mehr zu loben, als unsern Landleuten der echte, rechte Bauernstolz vielfach abhanden gekommen ist. Sie schauen zu viel auf die Stadt und suchen städtisches Leben auf ländliche Verhältnisse zu übertragen. Demgegenüber ist es nützlich und heilsam, zu zeigen, daß das ländliche Leben seine berechtigte Eigenart besitzt. Die Auswahl der Stofe läßt stark hervortreten die Liebe zur heimatlichen Scholle und zeigt deutlich das Bestreben, das teuerste der Bande, den Trieb zum Vaterlande, fester zu knüpfen. Das Buch ist eine echt patriotische Arbeit, die hoffentlich manch fruchtbares Samenkorn in die Herzen der Leser senken wird.
XIII. Der 4L—42. Jahresbericht des historischen Vereins zu Brandenburg a. H., 1910 erschienen, enthält verschiedene sehr wertvolle heimatkundliche Beiträge.
Der um die märkische Chronologie hochverdiente hiesige Privatdozent Dr. Hermann Kra bbo veröffentlicht „die älteste städtische Urkunde