Heft 
(1911) 19
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18. (5. ordentliche) Versammlung des XIX. Vereinsjahres.

Brandenburgs für die Bürger, von 1170 und schildertDeutsche und Slaven im Kampf um Brandenburg, wobei die Gegend und die Zeit des unter XI erwähnten Volksschauspiels an den Ufern der Havel mit berührt werden.

Otto Tschirch:Kleine Beiträge zum Aufenthalt Nauendorffs in Brandenburg. Der Schwindler, Uhrmacher Nauendorff, der sich fin­den Sohn Ludwigs XVI. ausgab, ist in letzter Zeit bei uns mehrfach Gegenstand von Vorträgen, gehalten von den Herren Oberpfarrer Kecke und Professor Dr. Bardey, gewesen. In die Enthüllung Nauendorffs als Münzfälscher fällt die von Herrn Tschirch gewürdigte Auffindung des nach­gemachten Taler-Münzstempels im brandenburgischen Hause Nauendorffs. Unter den literarischen Erscheinungen, welche die Nauendorfflegende noch heute fortspinnen, gehört die S. 62 bis 66 besprochene Arbeit von E.-A. Naville:Ludwig XVII. in der Schweiz und sein Freund Frederic Leschot aus Genf. (Bibliotheque universelle et revue Suisse. Annee 110. Lausanne 1905.) Alles Legende und gänzlich unerwiesen. Tschirch schließt seine Kritik:So viel aber ist gewiß, daß die ernste Geschichte mit

solchen Ammenmärchen nichts zu tun hat.

XIV. Kinder-Sehnurwebeapparat. In Anschluß an meine Be­sprechung der AusstellungSpielzeug aus eigener Hand lege ich Ihnen auf Wunsch des Frl. Claire Holstein einen in Stuttgart fabrikmäßig an­gefertigten Apparat zum Weben von hohlen Schnüren (z. B. zum Pferde­spielen als Leine, zu Uhrgehängen u. dgl.) brauchbar vor. In Berlin fertigen sich noch heute die Knaben und Mädchen dergleichen selbst aus durchbohrten Korken, in die oben 4 Stecknadeln zum Festhalten des Fadens eingesteckt sind. Außerdem beschäftigten wir uns als Schulkinder auf dem hiesigen Friedrich Werderschen Gymnasiums auch mit Band­weben, wozu wir Tafeln aus Zigarrenkistenholz verwendeten, in die wir die nötige Zahl von Schlitzen sorgfältig hineinschnitten. Ich bin selbst einmal als Tertianer bei solchem Weben während der Unterrichtsstunde abgefaßt worden. Der Ordinarius, Professor Dr. Köpke, später Direktor der Ritterakademie und Domherr von Brandenburg, schrieb mir deshalb in die Zensur:unaufmerksam und zu kindischen Spielen geneigt. Der brave Pädagoge hatte von Volkskunst und daß ich schon damals als Kind mich derselben widmete, keine Ahnung.

XV. Neues über das Verschwinden des Engländers Bathurst in Perleberg 1809. Auch dieses rätselvolle Thema ist bereits in der Brandenburgs besprochen worden. Angeregt wurde ich von neuem durch folgende Notiz im B. T.-Bl. vom 19. d. M.:Nach hundert Jahren auf­gefunden. Im November 1809 erregte das mysteriöse Verschwinden des englischen Gesandten in Wien, des Lord Bathurst, in Europa großes Aufsehen. Der Diplomat war im Frühjahr des genannten Jahres in