ltf. (5. ordentliche) Versammlung des XIX. Vereinsjahres.
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einer geheimen Mission an den österreichischen Kaiserhof gesandt worden und hatte min die Heimfahrt angetreten. Er reiste von Berlin aus unter dem Namen eines Kaufmanns Koch. Am 25. November traf der Gesandte in Berleberg ein, stieg dort in einem Gasthofe ab und war seitdem spurlos verschwunden. Sein Pelz wurde später in dem Keller des Posthauses und die Beinkleider in einem 'Wäldchen bei dem Dorfe Quitzow unweit Perlebergs entdeckt. Bedeutende Kriminalisten und bekannte Historiker haben sich lange Jahre hindurch mit dem Verschwinden des englischen Diplomaten beschäftigt, ohne jedoch zu einem Resultat zu kommen. Vor einigen Tagen stießen nun in demselben Wäldchen, in dem vor 101 Jahren die Beinkleider des verschwundenen Lords gefunden wurden, Arbeiter beim Ausroden von Bäumen in einer Tiefe von etwa anderthalb Meter auf ein menschliches Skelett, dessen Alter mit Sicherheit darauf schließen läßt, daß es etwa hundert Jahre dort gelegen hat. Der Befund läßt auf ein Verbrechen schließen, und so ist die Annahme nicht unwahrscheinlich, daß es sich hier um die Ueberreste des verschwundenen englischen Gesandten handelt. Die näheren Umstände seines Todes werden allerdings wohl immer ein Geheimnis bleiben“. Ergänzt wurde diese Nachricht in derselben Zeitung durch nachstehende Angaben des bekannten Heraldikers und Geschichtsforschers Herrn Dr. Stephan Kekule von Stradonitz. „Wie in diesem Blatte (Nr. 588 vom 19. November 1910) gemeldet wurde, ist in einem Wäldchen bei Perleberg beim Ausroden von Bäumen in einer Tiefe von etwa aederthalb Meter ein menschliches Skelett gefunden worden, dessen Alter mit Sicherheit darauf schließen läßt, daß es etwa hundert Jahre dort gelegen hat. Mit gutem Grunde wurde an diese Nachricht die Vermutung geknüpft, es handele sich um die Ueberreste des in der Nacht vom 25. auf den 26. November 1809 zu Perleberg verschwundenen und wahrscheinlich ermordeten, sogenannten „Lord“ Benjamin Bathurst, von dem seitdem niemals jemand je wieder eine Spur gesehen hat und dessen Beinkleider etwa drei Wochen nach dem Verschwinden, mit zwei wahrscheinlich durch Gewehrkugeln herrührenden Löchern darin, durch zwei arme Frauen in dem gleichen Wäldchen gefunden worden waren, wie jetzt das Skelett. Auf die näheren Begleitumstände der ganzen Angelegenheit und ihre rätselhaften Einzelheiten kann hier nicht näher eingegangen werden, denn es wurde darüber unter dem Titel „Der verschwundene Lord“ in der Unterhaltungs-Beilage dieses Blattes vom 9. November 1909 bereits eingehend gehandelt, und die Monats-Blätter des Touristenklub für die Mark Brandenburg haben in ihrer Nr. 12 des XV1I1. Jahrganges vom 1. Dezember 1909 einen ausführlichen Aufsatz: „Das geheimnisvolle Verschwinden des Lord Bathurst in Perleberg 1909“ gebracht. Muß sich deshalb der Unterzeichnete damit begnügen, auf diese beiden Aufsätze zu verweisen, so ist es um so notwendiger, den gegenwärtigen Anlaß zu benutzen, um über die Persönlichkeit des auf so