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18. (5. ordentliche) Versammlung des XIX. Vereinsjahres.
geheimnisvolle Weise Verschwundenen und sein Geschlecht einige Worte zu sagen. Ein „Lord“ ist vor allem der Unglückliche niemals gewesen. Allerdings war er aus dem uralten und vornehmen Hause der Earls (Grafen) Bathurst. Der Ahnherr des Geschlechtes soll schon zur Zeit der Sachsen nach England gekommen sein, und jedenfalls ist Lawrence Bathurst schon unter der Regierung Eduards VI. (1461 bis 1483) nachweisbar. Auf dem europäischen Eestlande nannte man damals jeden vornehmen Engländer: „Lord“. Benjamin Bathurst war Diplomat und nach 1779 als Sohn des Henry Bathurst geboren, der seinerseits Bischof von Xorwich war. Am 25. Mai 1805 hatte er sich mit Phillida Call aus dem Hause der gleichnamigen Baronets vermählt. Diese ist erst am 17. September 1855 gestorben und die gleiche Dame, die im Frühjahr 1810 eine Audienz bei Napoleon 1. hatte und von ihm die feierliche Versicherung empfing, daß der Kaiser an der Ermordung ihres Gatten keinen Anteil habe. Ein Großoheim des Ermordeten war Allen Bathurst, der 1712 englischer Baron und 1772 Earl wurde und am 16. September 1775 im Alter von 91 Jahren gestorben ist. .Merkwürdig ist es, daß in Berleberg schon einmal ein geheimnisvolles Skelett gefunden worden ist, das man damals ebenfalls für die Ueberreste Benjamin Bathursts hielt. Das war im Jahre 1852. Man fand es beim Abbruch des Hauses an der Hamburger Chaussee, dicht vor dem Parchimer Tore (jetzt Hamburger Straße 4) unter der Schwelle eines Stalles. Es lag ausgestreckt, das Gesicht nach oben, mit einer eingedrückten Stelle an der Hinterseite des Schädels, die vermutlich von einem Schlage herrührte. Zur Zeit der Tat hatte das Haus einem gewissen Mertens gehört, der damals Hausknecht im Gasthof zum weißen Schwan war. In diesem Gasthof hatte Benjamin Bathurst am 25. Novenber 1809 zu Mittag gegessen. Allein trotz der sich hieraus ziemlich ungezwungen ergebenden Schlußfolgerung stand der Annahme, Mertens sei der Täter gewesen, die feststehende Tatsache gegenüber, daß man ihn, der 1828 gestorben war, sein ganzes Leben hindurch nur als einen durchaus redlichen und „gottesfürchtigen“ Manu gekannt hatte. Auch erschien bald nach seiner Auffindung eine der damals noch lebenden Schwestern von Benjamin Bathurst in Perleberg und erklärte nach näherer Besichtigung, das aufgefundene Skelett könne unmöglich das ihres verschwundenen Bruders sein. Ob der gegenwärtige Fund zu einer näheren Aufklärung der Angelegenheit führen wird, muß daher nach allen vorstehend geschilderten Umständen mehr als zweifelhaft erscheinen. Immerhin sollte das gegenwärtige Oberhaupt des Hauses, der Earl Bathurst zu Cirencester-House in Cirencester in der Grafschaft Gloucestershire in England durch die Perleberger Behörden darüber benachrichtigt werden“.
Da wir zu Perleberg in Herrn Rendant W. Ratig ein für Untersuchungen wohl vorgeschultes, gleichzeitig sehr gefälliges Mitglied besitzen, so wendete ich mich an diesen und erhielt am 22. folgenden Bericht.