Heft 
(1911) 19
Seite
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18. (5. ordentliche) Versammlung des XIX. Vereinsjahres.

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Zum Skelettfund bei Quitzow habe ich folgendes ermitteln können. Ein Arbeiter aus Perleberg war von dem Besitzer der Tannen- kavel beauftragt worden, eine Mergelgrube, welche ca. 15 Meter von der Skelett-Fundstelle entfernt liegt, zuzukarren. Hierzu sollte eine Boden­erhebung von ca. 1 Mtr. Höhe und 20 Mtr. Länge, welche von der Berlin-Hamburger Chaussee ca. 400 Meter entfernt liegt, verwendet werden. Nach einiger Zeit kam der Arbeiter an einen größeren, aus dem Erdwall herausragenden Stein. Nachdem letzterer entfernt war, grub der Arbeiter weiter und entdeckte in ca. 70 ctm. Tiefe zunächst einen großen, stark verrosteten Schlüssel, dann einen mit dem Gesicht nach unten liegenden Schädel. Weiter nachgrabend fand er, schräg nach oben liegend, ein Gerippe, die Fußknochen nur ca. 10 ctm. unter der Oberfläche. Den ganzen Knochenfund legte er nebst dem Schlüssel, neben den zuerst gefundenen großen Stein, den Schädel oben darauf und verließ nun am Sonnabend Abend, den 5ten November, seinen Arbeitsplatz. Am Sonntag fiel ihm ein, daß es doch wohl ratsam sei, dem Herrn Amtsvorsteher in Quitzow von diesem Funde am nächsten Tage Nachricht zu geben. Als er jedoch am Montag früh wieder an den Ort seiner Tätigkeit kam, waren sämtliche Knochen, ebenso der Schädel, von Kindern kurz und klein geschlagen und zertreten, weshalb er nun eine Anzeige nicht mehr für nötig hielt. Noch mehrere Tage lagen die Ueberreste umher, bis der Grundbesitzer den Arbeiter aufforderte, die wenigen Knochen­splitter zu sammeln nnd mit in die Grube zu werfen. So sind nun die kärglichen Ueberbleibsel in ca. 44 1 /. J Meter Tiefe wieder vergraben worden.

Bei dem Skelett, welches die Größe eines erwachsenen Menschen hatte, sind außer dem Schlüssel weder Metallteile noch Zeugreste gefunden worden.

In der Stirn des zahnlosen Schädels klaffte eine größere querlaufende Oeffnung von ca. 6 ctm. Länge und 2 ctm. Breite. Das Loch hätte aus­gesehen, wie von einem Schlag mit einem stumpfen Gegenstand herrührend. Der Schlüssel, der leider auch verschwunden ist, soll ca. 18 ctm. lang sein und könnte hiermit vielleicht der todbringende Schlag geführt sein.

Zur Veranschaulichung des Skelett-Fundortes gebe ich beiliegende flüchtige Skizze, die ich im Beisein des Arbeiters nach dessen Beschreibung entworfen habe. Der ganze Plan, von der Chaussee bis weiter feld- wärts, ist mit ca. 30 jährigen Kiefern bewachsen, auch müssen hier vordem, wie die vielen Wurzeln beweisen, gleichfalls Bäume gestanden haben.

Man dürfte mit der Annahme, daß es sich hier doch um die Ueber­reste des vor 100 Jahren verschwundenen englischen Gesandten Lord Bathurst handeln könnte, vielleicht nicht fehl gehen, umsomehr ist es aber zu beklagen, daß mm die Aufklärung dieses merkwürdigen Fundes sehr erschwert, wenn nicht völlig unmöglich geworden ist.