Heft 
(1913) 21
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2 Gustav Sommerfeldt,

Wunsch nach einer geregelten Gewerbeordnung unterstützte, und durch die tätige Mitwirkung unseres Magistrats seitens des zeitigen Herrn Bürgermeisters Krausnick sowohl, als auch des Ministeriums für Handel und Gewerbe, in besonderer Beteiligung des Ministers von der Heydt, der Antrag zur Feststellung einer Gewerbeordnung bei Seiner hochseligen Majestät Friedrich Wilhelm IV. gemacht wurde, welchem auch von Allerhöchst demselben richtig anerkennend bereit­willig Folge gegeben, und unter dem 17. Januar 1845 allerhöchst

sanktioniert wurde. Inzwischen war unter den Innungen und Gewerken sowohl, als auch unter den Gewerbetreibenden, welche keine Vereinigung oder Innung bildeten, ein reges Leben erwacht, und von allen Seiten wurden Aufforderungen zur Bildung von Corporationen gemacht. Das­selbe geschah auch bei uns: Zwar waren schon vordem im Jahre 1830,

und später 1841, gleiche Aufforderungen von verschiedenen Seiten gemacht worden, aber dieselben waren, entweder weil sie ohne be­stimmten Anhalt oder mit zu weniger Energie aufgenommen, auch

wohl weil sie noch nicht zeitgemäß waren, resultatlos zerfallen. Als jedoch nunmehr im Jahre 1845 das Verlangen ein allgemeines, und die Sache selbst durch den Zusammentritt mehrer Kollegen mit Ernst angegriffen worden, da waren insonderheit die Herren Eduard Bartholomä und Ludwig Töpfer, welche mit regem Eifer bemüht waren, die Sache ins Leben zu rufen, und welche es veranlaßten, daß die erste der General­versammlungen sämtlicher Tapezierer Berlins zu einem gemeinsamen Verband am 15. März 1845 im sogenannten Mehlhause berufen wurde.

Die Versammlung hatte dadurch, daß sie unter dem Vorsitz eines Magistratskommissarius, des Herrn Stadtrates Kisch, abgehalten wurde, einen amtlichen und ernsten Charakter angenommen. Es waren circa 150 Kollegen erschienen, und es wurde die Debatte über statutarische Bestimmungen bald so hitzig geführt, daß der Stadtrat die Versammlung verlassen wollte, jedoch durch den Entgegentritt mehrerer unserer Kollegen, namentlich des Herrn P. Prelin, daran gehindert wurde. Es kam in dieser Versammlung zu keinem bestimmten Beschluß, doch war die Balm geöffnet, sie mußte nur geebnet werden. Deshalb wurde bald darauf von den Kollegen Bartholomä und Töpfer eine zweite Versammlung auf den 15. April, Abends 7 Uhr, im Hotel de lEurope, Taubenstraße Nr. 16, berufen, und daselbst durch Selbstzeichnung ihrer Namen die Anzahl der sich im Anschluß zur Innung betheiligen wollenden Mitglieder festzustellen. Das Ergebnis waren 126 Unter­schriften, welche sich im späteren Verlauf der Zeit bis zu 200 mehrten. Es wurde demnächst sofort dem Magistrat hiervon Bericht gegeben, und die Genehmigung zurStiftung einer Innung nachgesucht, welche durch das eifrige Bemühen des Herrn Stadtrat Risch auch schon unterm 18. April seitens des Magistrats provisorisch erteilt wurde, mit