Heft 
(1913) 21
Seite
9
Einzelbild herunterladen

Genchichte der Burg Reichwalde.

9

I>ie Söhne hatten recht oft erlebt, daß sich ihr Vater in seiner Geldnot an Städte und vermögende Männer wenden mußte, und sind daher völlig davon überzeugt, daß ihr Vater außer dem Landbesitz kein anderes Vermögen sein eigen nennt, das möglicherweise dem Bruder Ulrich, dem Erben von Sorau, wo sich Johann der Altere meist aufhielt, zufallen könnte. Die Schuldenlast der Biebersteiner ist wiederholt so drückend geworden, daß sie sich genötigt sahen, einzelne Besitztuile zu verkaufen. Keichwalde lag abseits von den Ilauptsitzen des Geschlechtes, Sorau und Friedland, und in dieser Entlegenheit mag der Grund für den Verkauf dieser Herrschaft liegen.

Am 23. März 1896 werdendem Hausse molnher, dem edelsten Burger zu Lucke, zehn huwen in dem dorff zu Golzk mit allen rechten verkauft. Besonders erhält der Käufer die Freiheit, in den Wäldern, die zum Hause Reichwalde gehören, allerlei Holz zum eigenen Bedarf und zum Verkauf zu hauen, doch dürfen grüne Eichen und Fichten nicht gefällt werden. Der Bestand in diesen Baumarten scheint schon bedeutend gelichtet zu sein, um diese Einschränkung notwendig er­scheinen zu lassen, Legholz darf auch nur zum eigenen Bedarf, nicht mehr zum Verkauf geholt werden.

Am 11. Juni 1397 leiht Hans von Bieberstein dem Bürger Hans Iasserin das Dorf Alteno, und am 15. August desselben Jahres verkaufen lleinicke Wersing, Hans und Friedrich, Gebrüder von Glichow, gesessen zu Reichwalde, das erwähnte Dorf an den genannten Bürger von Luckau.

So bröckelte ein Stück nach dem andern von der Herrschaft Reichwalde ab. Es scheinen dann wieder einige bessere Jahre für die Herren von Bieberstein gekommen zu sein; doch beinahe zwanzig Jahre später wurde die ganze Herrschaft mit den Dörfern Reichenwald, Freywald, Schonenwald, Luboltz, Ny witz und Duben an die Stadt Luckau verkauft. Am 26. April 1414 genehmigte König Wenzel den Vertrag und gab die Erlaubnis zum Niederbrechen des Schlosses.

Das weitere Schicksal der Burg liegt im Dunkeln. Widersprechend sind schon die Urkunden. Während in dem Vertrage von 1414 wiederholt hervorgehoben wird, daß die Herrschaft mit allen Rechten und allem Zubehör verkauft worden ist, nichts ausgenommen, spricht Wenzel von Bieberstein 1464 vonfreiheiten vndt gerechtigkeiten in den puschen vndt velden zu Rechenwalde, die vnser lieber her elder vetter vndt vnser vater, dem Gott gnade, ln den knuffe, do sie Rechenwalde, ver­kauft, ausgezohen.

Ist die Burg nun von der Stadt Luckau niedergebrochen worden? Oder hat, wie man in Reichwalde erzählt, der Herzog von Friedland, Wallenstein, nach der vergeblichen Belagerung von Stralsund das