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Theodor Raschke,
Schloß zerstört? Oder haben die Hussiten, die, wie der Pirnaische Mönch Johann Lindner berichtet, 1431 die Stadt Lübben geplündert und verderbt haben, auch die Burg niedergebrannt? Oder ist sie einem Landbeschädiger, etwa dem Paul Hoff, den die Lübbener Bürger 1421 gefangen nahmen, zum Opfer gefallen?
Jedenfalls, das „hus tzu Richenwalde“ ist beute von der Erde völlig verschwunden; der Pflug geht im wahrsten Sinne des \\ortes über seine Stätte hin; ein Kossät baut dort, wo es einst gestanden, seinen Roggen oder seine Kartoffeln. Doch die Dorfjugend, die zur Winterszeit die Überreste des ehemaligen Burggrabens als Eisbahn benutzt, erzählt beim Schlittschuhlaufen noch heute von den Herren von Bieberstein, von Wallenstein und von der Stadt Kuhland.
Die Bauernhochzeiten in der Provinz Brandenburg.
Von Theodor Raschke-Charlottenburg.
Nachdruck verboten.
Motto: „Es liegt ein tiefer Sinn in alten Branchen; man muß ihn ehren.“
Zu den anziehendsten Festlichkeiten der Bewohner unserer märkischen Dörfer gehören die Hochzeiten. Hier hat man die alte Sitte am längsten bewahrt.
Briefliche Einladungen zu diesem Feste kennt man in den meisten Ortschaften noch nicht. Ein Mann, der die Gabe der guten Rede hat, wird zu diesem „ersten feierlichen Akte“, der Einladung, ausersehen. Er ist gewöhnlich für einen Ort derselbe und trägt den Namen Hochzeitsbitter, bei den Wenden heißt er Poproschke. Etwa acht Tage vor dem Feste geht er zu den Gästen mit seiner Einladung, die er fest und sicher „im Kopfe trägt“; er selbst nennt sie „Ilochzeitspruch“. Der des Hochzeitsbitters von Sedlitz — ein kleiner Ort iu der Niederlausitz — lautet:
„Ich habe einen Auftrag erhalten
und bin abgesandt
von dem verlobten Bräutigam
und seiner verlobten Braut
und den beiderseitigen Eltern,
welche beabsichtigen,
ihren beiden Kindern
eine zweitägige Hochzeit zu feiern,
wozu du*) freundlichst eingeladen wirst.
*) Oft auch „ihr“ für „sie“.