Bauernhochzeiten in der Provinz Brandenburg.
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Du möchtest dich einlinden heut über acht Tage um zehn Uhr beim BrUutigam zu einer kleinen Frühmahlzeit.
Dann möchtest du mit ihm eine Heise tun
und seiner Braut entgegengchn.
Von dort aus sie ins Gotteshaus geleiten,
auch für sie beten,
daü ihr Eh’stand gut geraten mögte.
Danach sollst du dich cinflnd’n bei der Braut im elterlichen Hause.
Dort wird dir Trank und Speise
aufgetragen werden,
wie hei Hochzeit üblich,
und alles Übrige
wird dir auch dort bekannt
gegeben werden.
So wünsche ich,
daü meine Mühe nicht umsonst gewesen und deine Stelle nicht leer zu Anden sei.
Darauf wirst du mir eine kurze Antwort geben“.
Hierauf erfolgte nun die Zu- oder Absage.
Auch bei der Feier selbst ist der Hochzeitsbitter zu linden. Er hat dann keine Geschäfte weiter zu erledigen. An seiner Stelle spricht der Lehrer oder Pfarrer des Ortes das Tischgebet. Ist keiner von beiden zugegen, so tut er es selbst.
Der Hochzeitsbitter ist wahrscheinlich der letzte Rest des Festordners aus den alten Heidenzeiten. Germanen und auch Wenden war der Ehestand heilig; die Eltern der jungen Brautleute unterließen es darum nicht, ihre Kinder auf den Ernst des Hochzeitstages hinzuweisen. Nicht immer aber war der Vater der Braut „ein Mann der guten Rede“; darum ließ mau diese Sitte von einem „Sprecher“ üben. Gewöhnlich hatten mehrere Ortschaften gemeinsam einen Hochzeitsordner. Er ist heute am häufigsten noch dort zu finden, wo keine Kirche und keine Schule ist. Bei den Dorfbewohnern aber steht er in hohen Ehren. Ich batte Gelegenheit, mehreren Hochzeiten auf dem Lande beiznwohnen. Gewöhnlich saß da der Hochzeitsbitter neben den Brautleuten oder diesen gegenüber, und die junge Welt hatte eine gewisse Scheu vor ihm. Mir kam er 'in seinem ehrwürdigen Aussehen und mit seinem ruhigen Wesen wie ein Priester aus längst vergangenen Tagen vor.
Zwei andere interessante und noch häufiger vorkommende Gestalten bei ländlichen Hochzeitsfesten in der Mark sind die Brautführer, die