Bauernhochzeiten in der Provinz Brandenburg.
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Auch die Speisen und die Hutter*) werden mit Rosmarin geschmückt. Dieser Brauch scheint mit dem Gotte Fro in Zusammenhang zu stehen. Auch die alten Germanen behingen den Juleber mit Rosmarin. Das .lulfest aber war das Fest des Lebens, der Auferstehung, wie ja auch das Hochzeitsfest ein Tag des Lebens, eine anbrechende Auferstehung ist.
Mit der Auferstehung zusammenhängt das Schießen beim Hochzeits- feste. Wie mit Donnern und Krachen die Knie ertaut, zu neuem lieben ersteht, so soll der Schuß ein Zeichen des neuen Lebens sein. Die Schüsse werden gewöhnlich dann abgefeuert, wenn das junge Paar aus dem Gotteshause kommt.
Es ist diese Sitte ein Rest vom Wintersonnenwendfeste, wo auch in vielen Gegenden noch Schüsse abgegeben werden; größtenteils in der Nacht zum 1. Weihnachtsfeiertage oder zum 1. Januar.
Das Hochzeitsfest legt Zeugnis ab von dem tiefen religiösen Empfinden unserer Vorfahren.
Aber auch die praktische Seite wurde dabei nicht aus dem Auge gelassen. Die Zeitungen berichten, daß bei Bauernhochzeiten oft mehrere Kinder, etwa ein halbes Dutzend Schweine und Hammel, 50 Gänse und 50 Enten geschlachtet und mehrere Zentner Mehl zu Kuchen gebacken wurden, daß die Zahl der Gäste 100—200 betragen habe. — Die tiefere Erklärung fehlt dafür in den Zeitungen.
Das Fest dauert gewöhnlich drei Tilge. Es ist nicht möglich, daß von den Gästen alle Speisen verzehrt werden. Sie werden verteilt. Da gibt es Kuchen und große Stücken rohes Fleisch mit nach Hause; denn die Landbewohner waren und sind noch heute fast das ganze Jahr hindurch auf Pökelfleisch angewiesen, einmal, weil auf dem Dorfe selten ein Fleischer zu finden ist, zum andern, weil der Bauer in früheren Zeiten kein Geld hatte. Darum werden bei Hochzeiten und Kindtaufen große Teilungen an frischem Fleisch vorgenommen, um die Verwandten für mehrere Tage zu versorgen. Sollen in einer Familie mehrere Hochzeiten und Taufen stattlinden, so werden sie nie schnell hintereinander oder etwa zu gleicher Zeit gefeiert.
Daß der Geldmangel bei den Bauern in früheren Zeiten groß gewesen ist, kann man schon daran ersehen, daß sämtliche Gäste zur Feier einen Beitrag geben mußten. Noch heute werden „Musikanten“ und Dienstboten von den Gästen bezahlt, und Einbinden von Geldstücken bei Kindtaufen hat wohl auch im Geldmangel seinen tieferen Grund.
Ja, das ganze Dorf steuerte und steuert noch heute zu einer Hochzeit bei. In der Neumark ist das „Schicken“ noch im Schwünge.
*) In manchen Gegenden wird die Butter zur Hochzeitsfeier in Form von Schafen die mit Myrthe geschmückt sind, auf den Tisch gebracht.