Heft 
(1913) 21
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Chr. Voigt.

Eine zweite, ebenfalls die Wasserseite des Berliner Schlosses dar­stellende Abbildung mit dem Heck eines Lustschiffes hat uns Peter Schenk überliefert.

Gar bald aber nach seinem Regierungsantritt muß der Kurfürst seine Jachtflotte erheblich vermehrt haben, denn der Italiener Bichi (Ruspoli), der 1696 den Berliner Hof besuchte, berichtet von vier an­geblich in England gebauten Jachten und weiterhin von 5 reichbemalten und mit Vergoldung geschmückten Galeeren mit 18 Ruderbänken. Von dieser Flottille, wie sie vor dem Köpenicker Schloß versammelt ist, gibt uns ein Stich von Peter Schenk in seinemConspectus Bero- lini pp. und ein Ölgemälde, das im Ilohenzollern-Jahrbuch 1902 wieder­gegeben ist, einen anschaulichen Begriff.

Daß diese Fahrzeuge dem damaligen Berlin und seinem Schiffs- wesen als reizvolle Folie und willkommene Ergänzung dienten, wird uns begreiflich angesichts des gesteigerten Schiffsverkehrs, zu dessen Hebung der v.on dem Großen Kurfürsten angelegte Neue Graben oder Müllroser Kanal wesentlich beitrug.

Berlin als Seestadt keine geeignetere Bezeichnung könnten wir für eine Ansicht Berlins finden, die uns Peter Schenk in seinem WerkHecatompolis gibt. Im Hintergründe die Stadt mit ihren ragenden Türmen und dem Schloß, im Vordergründe neben Frachtkähnen Lustjachten mit Damen an Bord.

Schließlich verdient hier ein Bild des von Friedrich I. erbauten Schlosses Monbijou aus demTheatrum Europaeum Erwähnung. Auf der Spree zeigt sich ein prächtiges Lustschiff, das als Gallionsbild einen blasenden Triton aufweist, das Heck schmückt eine Laterne, und ein großer fester Baldachin nimmt die Mitte des Oberdecks ein. Die Fort­bewegung erfolgt durch Staken am Heck. Im Gegensatz zu dem Prunk­schiff steht der rechts befindliche Lastkahn.

Die hauptsächlichste Bereicherung erfuhr das Berliner Schiffahrts­wesen durch zwei Frachtschiffe des Königs, die im Geschmack der Zeit mit allem erdenklichen Glanz und Luxus ausgestattet waren.

Im Jahre 1704 beauftragte der König den Maler und Baumeister Michael Maddersteg, einen Schüler Backhuisens, derwegen seiner Kunst in der Mahlerey, absonderlich in See-Bataillen, 1698 zum Hof-, See- und Schlachtenmaler mit 1000 Talern Gehalt bestellt ward unter der Bedingung, für niemand anders als für den Kurfürsten zu arbeiten, mit der Beschaffung eines Lustschiffes in Holland. Von den nach Berlin gesandten vier Modellen wählte Friedrich den eigenen Entwurf des Künstlers Im August 1705 war das Schiff fertig zur Abfahrt nach Hamburg. Bezeichnend für die unsichere politische Lage jener Zeit ist, daß es angezeigt erscheint, für diese sowie für die zwei Jahre später bestellte neue Jacht bei Ludwig XIV. einen Paß für freie Fahrt des Schiffes einzuholen.