Wassersport der Hohenznllern in der Mark.
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Mit ihr sandte Sclimettau*) dem König eine Anzahl exotischer Vögel, mit dem Wunsche, daß die Jacht „lange Jahre zu Dero plaisir dienen möge“. Zur Pflege und Wartung der Vögel wird der Kutscher des Gesandten, der in Berlin Frau und Kinder hat, mit einem Wochenlohn von l 1 1 Taler mitgeschickt.
Die Fahrt nach Mamburg ging im Schlepp über die Watten glücklich von statten. Mit dem Eintreffen in Stade am 1. September 1705 versiegen indes die Nachrichten über das weitere Schicksal des Schiffes. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist es in den Bestand der königlichen Lustfahrzeuge übergegangen und hat neben der zwei Jahre später, ebenfalls nach Madderstegs Entwurf zu Amsterdam erbauten zweiten Jacht Dienste getan. Diese kostete das Doppelte der ersten und war aufs prächtigste ausgestattet.
Eine Probefahrt in Amsterdam ergab, daß die Jacht überaus „wohl und scharf“ segelte (beim Aufkreuzen) und allen Schiften und verschiedenen Jachten vorüberlief.
Sie ward von dem Künstler persönlich auf dem nämlichen Wege wie die erste Jacht nach Berlin übergeführt, und langte im November 1707 auf der Havel an, konnte aber wegen niedrigen Wasserstandes erst im folgenden Jahre die Spree aufwärts nach Berlin gebracht werden, wo ihr Eintreffen nach den Berichten von v. Besser und Heusch großes Aufsehen machte.
Ihren Liegeplatz erhielt die Jacht zunächst an der Wasserseite des Schlosses; später ward sie nach Potsdam übergeführt und in dem neuangelegten Neptunsteich im Lustgarten verankert.
Mehrere vorzügliche Abbildungen sind uns von dem schönen Schiff überliefert.
1. Die Jacht vor Amsterdam. Stich von Johann Ludwig v. Wolfgang. Das Schiff ist in der Ausrüstung begriffen, noch fehlt die Geschützarmierung. ln einem lateinischen Carmen unterhalb des Bildes besingt David van Hoogstraaten Friedrichs Verdienste und hebt die Vorzüge der Jacht hervor, an der die Nixen der Spree ihre Freude haben werden.
2. Ungleich großartiger wirkt das Lustschiff auf uns in dem Stich des Königlichen Hofgraveurs Johann Georg Wolfgang, der nach dem verloren gegangenen Ölgemälde Madderstegs angefertigt ist.
Bei näherer Betrachtung des Bildes entdecken wir eine Fülle interessanter Einzelheiten. Schloß und Spree sind von Norden, das Schiff schräg von achtern gesehen; es kehrt uns sein Heck und die Steuerbordseite zu und liegt zwischen Burgstraße und Lustgarten, dessen Grotte und Gitter nebst der Orangerie sichtbar sind, anscheinend bei dem damals noch vorhandenen Spreearm, im Hintergründe die lange Brücke mit dem Denkmal des Großen Kurfürsten und die Türme von St. Nicolai und St. Petri. Brücke, Lustgarten und Ufer sind dicht mit
*) Der preußische Gesandte bei den Niederlanden.