Heft 
(1913) 21
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Chr. Voigt.

Hier kamen August der Starke von Sachsen und Friedrich IV. von Dänemark mit dem preußischen Herrscher zusammen. Die Jacht befand sich bei der Ankunft der hohen Gäste in Potsdam und gab am Lustgarten einen Salut aus ihren 22 Geschützen ab. Auch huren wir von einer Besichtigung der Jacht durch den Dänenkönig in Begleitung des preußischen Monarchen.

Mit dem Ableben des ersten Preußenkönigs ging die Jacht in den Besitz des sparsamen, allem Prunk abholden Soldatenkönigs über. Dieser wußte mit dem kostbaren und kostspieligen Schmuck der Re­sidenzgewässer nichts anzufangen, er machte die Jacht daher dem grüßen Peter bei einem Zusammentreffen in llavelberg iin Jahre 1716 gegen eine Anzahl langer Kerle zum Geschenk.

Der Schiffer Jänicke wurde mit der Überführung des Schiffes von Potsdam betraut, in Altona wurde aber schon eine umfangreiche Bodenreparatur erforderlich, deren Kosten der neue Besitzer zu tragen hatte. Erst im Jahre 1719 gelang die Überführung nach Petersburg zur großen Freude Peters, der der Jacht den Namen »Die Krone verlieh.

Unsere Vorstellung von Friedrichs I. Wirken für den Wasser­verkehr der Mark wäre nicht vollständig, wollten wir seiner Vorliebe für die Wasserstrassen der Residenz und deren Ausnutzung unerwähnt lassen. So legte er, um Berlin mit dem Schönhauser Schloß besser zu verbinden und zur Vermeidung des staubigen Landweges einen Kanal an, der streckenweise die Panke benutzte und beim Unterbaum in die Spree mündete. Infolge des Ablebens der Königin Sophie Charlotte blieb der neue Wasserweg als Schönhauser Graben unvollendet. Reste desselben sind der älteren Generation noch unter dem Namen Charitö- graben bekannt. Auch nach Charlottenburg, wohin nur ein sandiger Landweg führte Chausseen gab es damals noch nicht schuf der König eine Wasserverbindung mittels der sog. Treckschuten. Ein solches Fahrzeug ward ans Holland verschrieben, wo diese Art Fahrzeuge einen geregelten Omnibusverkehr auf dem Wasser hersteilen. Die Treck­schute ward von 2 Pferden gezogen, sie trug ein festes Dach für schlecht Wetter. Eine Zeichnung des Schiffes ist uns von Eltester überliefert. Täglich fanden 2 Fahrten zwischen B. und Ch. statt. Abfahrtstelle war Monbijou. Auf dem Schiflerdamm und weiterhin an der Spree entlang war der Treidelsteg. Jede Fahrt kostete 2 Groschen. Im Lauf der Zeit schlief das in Privatbetrieb übergegangene Unternehmen ein. Als schwacher Rest können die Moabiter Gondeln gelten, die noch in unsere Zeit hinein den Verkehr zwischen den Zelten und Moabit ver­mittelten. Sie trugen ein festes Holzdach und führten bunten Flaggen­schmuck, wodurch sie den wagehalsigen Berliner unschwer zu einer Seefahrt verleiteten, die unter den Sirenentönen des Schifferklaviers alias Harmonika vor sich ging. Ein Modell einer solchen Gondel befindet sich übx-igens im Märkischen Museum.