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Siegfried Michaelis,
war in Berlin nicht mehr der Fall. Man zahlte für eine Heise mit der geschwinden Post z. B. von Berlin nach Potsdam 18 Groschen, nach Hildesheim 6 Thaler 14 Groschen, nach Stettin 3 Thaler 21 Groschen, nach Königsberg i. Pr. 17 Thaler 3 Groschen. Die Ordnung auf den Posten wahrte das „König]. Preußische Fuhr-Reglement“ „signatum Cölln an der Spree, den 30. August Anno 1700 Friderich“, das ganz den straffen Geist der preußischen Verwaltung zeigt.
Wegen eines guten Unterkommens in Berlin brauchen wir nach unserem Führer keine Sorge zu tragen. „Die vornehmsten Wirths- Häuser sin bey Herrn Doctor Gersheitn in der Spandauischen Straße, in Herrn Doctor Schmidts Hanse, item; bey der Frau Schoenauerin, Mrs. Wilckens und Herrn Casan im Oranien-Baum, in der Heil. Geist- Straße, in der Brüderstraße ist Mrs. Vincent bekannt, in allen diesen jetzt erzehlten Wirths-Häusern logiren insgemein vornehme fremde Herren und Ministri, wie auch andere Passagiers von Condition, welche Wagen und Pferde bei sich haben; außer diesen hat es noch andere feine Wirths-Häuser, als in der Juden-Straße in Cuutius Haus, in der Königs- Straße in Kochs, und in der breiten Straße in Simonets Hause im König Wilhelm von Engelland, woselbst allenthalben die Heisende und Einheimische vor ihr Geld wol tractiret werden. Wer zu menagiren gedenket, logiret sich in den Vor-Städten mit Pferd und Wagen, oder er nimmt, so er keine Pferde bey sich hat, ein Logement in der Stadt, und speiset bald hie, bald da, wo er die besten Tractamenten und Compagnien findet“.
Doch nun folgen wir unserem Führer in die Stadt.
„Berlin, die Königliche Preußische und Chur-Brandenburgische Residentz, bestehet aus unterschiedlichen Städten, als Berlin selbst, Cölln an der Spree, Friderichs Werder, Dorotheen-Stadt, Friderichs-Stadt, und in der, vor dem Königsthor neu erbauten, sogenannten Königs-Stadt. In Cölln hat ein Reisender zu besehen das kostbare Königliche Schloß, zu welchem noch ein großer Neben-Ban angeführet wird, also, daß wann solcher erst zur Perfection wird gebracht sein, dieses Schloß vor eines der schönsten in der Welt wird passiren können. In demselben hat bey Anwesenheit des Hofes ein honneter Passagir vielfältig die Gelegenheit, die Königlichen überaus kostbar ineublirten Zimmer zu besehen, und nicht weit davon die herrliche Bibliothec, samt dem unvergleichlichen Königl. Müntz- und Medaillen-Cabinet, die Kunst- und Antiquitäten-Kaminer. Gegen dem Schlosse über ist der Königliche Stall, und auf demselben ein großer Vorrat dazu gehöriger Rüstungen sammt vielen sehenswürdigen Raritäten und Antiquitäten mehr. Auf dem so genannten Friderichs-Werder praesentiret sich das unvergleichliche Königliche Arsenal, sammt dem Königlichen Gieß-Haus. In der Dorotheen- Stadt aber Ihro Königlichen Hoheit des Herrn Marg-Grafen Philips Palais,