Berlin als Frenulenstadt vor zweihundert Jahren.
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und gegenüber der neue Marstall saimnt dem Observatorio der Königlichen Societaet der Wissenschaften; auf dem Marstall selbst ist die Mahler-Academie. Hierauf gelanget mau unter der vierfachen Allee der Linden fortgehende, durch den bey Ilerhst- und Winterszeiten mit etlichen 100 brennenden Laternen illuminierten Thier-Garten nach der neu angelegten Königlichen Stadt Charlottenburg, und dem daselbst vor andern mit Königlicher Magnificence hervor prangenden Palais gleichen Namens. Nicht weniger sind auch die Kirchen und Gotteshäuser in Berlin, sonderlich die neu erltaute Kloster-Kirche und die Kirchen auf dem Werder und in der Fridrichs-Stadt; Item: die übrigen Stadt-Kirchen als der Dohm, St. Nicolai, St. Petri und St. Marien, saimnt der Garnison-Kirche und dein Joachimsthalischen Gyinnasio Academico sehensw’ürdig, in welchen allenthalben treffliche Lehrer anzutreffen. Dergleichen es auch nicht an der neu-aufgerichteten Königlichen Ritter- Academie ermangelt, nächst welcher das schöne und massive Proviant- Haus und nicht weit davon das neue Fridrichs-Ilospital sammt dem in Form eines Amphitheatri gebauten Hetz-Garten und die darin enthaltende wilden Thiere zu besehen. Durchgehends aber praesentiren sich in der Stadt Privat-lläuser und Palatia, welche denen Holländischen und Italiänischen nicht viel nachgeben dürften.
Die Divertissements in Berlin sind vornehmlich alle oberzehltc sehens-würdige Sachen, sonderlich aber der magnifhpie Hof, die täglich aufmarchirende unterschiedliche Guardes als die Trabanten, Schweitzer und Grenadiers sehr schön anzusehen, wenn die Zeit und Glück es fügen will, den Hof en Galla zu sehen itein: der berühmtesten Prediger Predigten zu hören, denen vornehmsten Ministris die Revereuce zu machen, und mit gelehrten und anderen vornehmen Leuten, die sich hierselbst aufhalten, in Compagnie zu geratheu, der wird dabei sein sonderliches Vergnügen linden.
Nächst diesem seynd auch noch zu pei’lustriren die wol-eingerichtete Commercia und Manufacturen, der neu-enveiterte Pack-IIof, woselbst die Schiffe anlegen, der Mühlen-Damm und die neue Stech-Bahn, item der Königliche Lustgarten und die schöne Orangerie und Grotten-Werke, außer dem Thor aber des Herrn General-Empfangers von Kraut, item des gewesenen Ober-Cammer-Herrn Grafen von Wartenberg, ferner des Herrn Flato, Schillings und anderer vornehmer Bürger Gärten mehr.“
Nun unternehmen wir noch einen Ausflug nach Bernau „ein artiges Städtgen am Fluß Pancke, so w'egen des schönen Bieres berühmt“, nach „Potzdam, ein Städtgen an der Havel, ist auch ein schönes Lustschloß und vortrefflicher Garten daselbst“ und endlich nach Oranienburg, „das herrliche Lust-Haus itziger Königlicher Majestät, unter anderen Raritaeten praesentieret sich sonderlich die schöne Porcelain-Kammer“.