Heft 
(1913) 21
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Eine Spandauer Erinnerung an 1870.

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insbesondere nach England, woselbst er u. a. in London mehrere Nieder­lassungen des Ordens gründete, und erwarb sich auch Anerkennung als vorzüglicher Kanzelredner.

Nachdem er ein Jahrzehnt so gewirkt hatte, traf ihn im Jahre 1870, wie fast alle in Frankreich lebende Deutsche, während des deutsch­französischen Krieges das Schicksal der Ausweisung, in Folge dessen er sich nach Deutschland begab und sich dem Kriegsministerium zur Verfügung stellte. Da katholische Seelsorger, die der französischen Sprache mächtig waren, für die in Deutschland internierten französischen Kriegsgefangenen dringend gebraucht wurden, so wurde Pater Augustinus sogleich die Seelsorge bei den in Spandau anwesenden 7000 Kriegs­gefangenen übertragen.

Mit großer Hingabe und unermüdlichem Eifer übte er die Seel­sorge aus und war unermüdlich besorgt um das geistige und leibliche Wohl seiner Pflegebefohlenen. Seinen Beziehungen zu einflußreichen Personen in Frankreich waren die vielen großen Sendungen an Wäsche, Kleidern und reichlichen Geldspenden zu verdanken, die für die Gefangenen einliefen.

Als nun in dem strengen Winter 1870 unter den Kriegsgefangenen die schwarzen Pocken auftraten, die beinahe 400 dieser Armen hinweg­rafften, da war Pater Augustin von früh bis spät bemüht, den Er­krankten beizustehen und ihnen die Tröstungen der Kirche zu spenden, ohne sich selbst zu schonen, bis er selbst von der tückischen Krankheit befallen und aufs Krankenlager geworfen wurde, von dem er sich nicht wieder erheben sollte.

Am 21. Januar 1871 hauchte der fromme Mönch im katholischen Pfarrhause zu Spandau seine Seele aus.

Sein Leichnam wurde nach Berlin gebracht und in der katholischen St. Hedwigs Kirche beigesetzt, wo seine Gebeine in der Gruft 20 ruhen.

Die St. Hedwigs Kirche ist wohl noch die einzige Kirche, in deren Gruft die Leichen Verstorbener beigesetzt werden dürfen.

Ein Zufall fügte es, daß während der Anwesenheit des Pater Augustinus in Spandau einer seiner Brüder, der Gutsbesitzer Cohen, das dicht bei Spandau belegene Gut Carolinenhöhe besaß und daselbst wohnte. Das Gut ist inzwischen von der Stadt Charlottenburg erworben und sind auf den Ländereien Rieselfelder angelegt.