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E. Fischer,
Eine Urkunde aus der kolonisatorischen Tätigkeit Friedrichs des Grossen in der Zauche.
Von E. Fischer, Lehrer in Kammer.
Zu den Aufgaben für die Weiterentwicklung des Staates, die dein großen König bei der Übernahme der Regierung zufielen, gehörte auch vor allem, das noch immer bestehende Mißverhältnis zwischen der Ausdehnung des Staates und der Zahl seiner Bevölkerung auszugleichen. Rastlos war daher sein Sinnen, Sorgen und Schaffen auf dem Gebiete der Kolonisation. Immer wieder lud er zur Einwanderung ein. Wenn die Zuzüge stocken wollten, erweiterte er das Maß der Benefizien für die Niederlassung. Die Einwanderung förderte der König noch dadurch, daß er zahlreiche Wohnstätten auf seine Kosten errichten ließ und damit den Kolonisten die Begründung von Hausständen ermöglichte. Dieser Tätigkeit Friedrichs verdankt auch das Dorf Freienthal in der Zauche seine Entstehung. Freienthal ist eines jener Dörfer, die sich wie die Glieder einer Kette am' Rande des Zancheplnteaus hinziehen und so die weiten, grünen Wiesenniederungen des Glogau-Baruther Tales umsäumen. Er liegt an der Chaussee, die von Brück nach Golzow führt. Über seine Entstehung ist in der alten Schulchronik
nachfolgendes aufgezeichnet: „Der Baumeister U.war beauftragt,
den Ort an der Straße von Brandenburg nach Treuenbrietzen anzulegen und das Baumaterial aus der königlichen Forst zu entnehmen. Um das Holz an der Stelle, wo es gefällt wurde, am bequemsten zu verwerten, änderte er eigenmächtig den Bauplan, so daß die jetzige Dorfstraße die geplante rechtwinklig schneidet. Als der König selbst zur Abnahme des neu entstandenen Ortes erschien, erzürnte er über die Willkür des Baumeisters und entsetzte ihn seines Amtes.“ In das neuerbaute Dorf rief der König meist W’eber aus dem nahen Sachsenlande, zum Teil aber auch invalide Soldaten. Jeder Hauswirt erhielt ein besonderes Ilaus nebst Hofraum und Garten, einen Morgen Acker und Wiese. Durch die Schenkungsurkunde, die jedem Hauswirt zngestellt wurde, erhielten die Einwohner mancherlei Rechtsame verbrieft. Sie zeigt, wie die kolonisatorische Tätigkeit des Königs bis ins Kleinste ging und möge deshalb hier in Urschrift folgen:
„Wir Friedrich von Gottes Gnaden König von Preußen Markgraf zu Brandenburg des heiligen römischen Reiches Erzkämmerer und Kurfürst p. p. p. p. Thun kund und fügen hiermit zu wissen; Nachdem der Colonist Gottfriedt Hintze aus Sachsen gebürthig allerunterthänigste Ansuchung gethan ihn unter die