Heft 
(1913) 21
Seite
58
Einzelbild herunterladen

58

Kleine Mitteilungen

Flüchtlinge nach dem gegenüberliegenden Peetzig über, wo sie in den dichten Waldungen der Neumark Schutz fanden. Auch einen Teil der Kriegskasse retteten sie auf diese Weise. Da die Franzosen scharf aufpaßten, so war dies Übersetzen eine höchst gefährliche Sache. Sollte doch der damalige Schulze Fiedler standrechtlich erschossen werden, nur eine Summe Geldes bewahrte ihn vor diesem Schicksal. Die Verleihung des Ordens erfolgte im Jahre 1811, die feierliche Überreichung 9. August 1812.

Die Pflugsche Villa in Moabit. Das Schicksal der vormals Pflogschen Villa, Alt-Moabit 117/118 beunruhigt die Bevölkerung des Stadtteils, weil das Gerücht mit einer gewissen Hartnäckigkeit verbreitet wird, als sei dies Grundstück, welches dem Kommandeur des Gardekorps als Amtssitz über­wiesen ist, zum Verkauf und zur Aufteilung bestimmt.

Als vieljähriger Anwohner des Geländes und sein langjähriger bau­licher Dezernent möchte ich auf seine interessante Entwickelung hinweisen. Sie bietet viel Ähnlichkeit mit der des Borsigschen Fabrik- und Villen­grundstücks, nur daß die mit letzterem verknüpften Vorgänge, die bis 1837 zurückreichen, ungleich besser bekannt sind. Gleich August Borsig hatte sich der spätere Rittergutsbesitser und Kommerzienrat F. A. Pflug von kleinen Anfängen in der Eisenfabrikationsbranche mit Verstand und Glück schnell emporgearbeitet. Gleich Borsig liegen die Pflugschen Fabrikanfänge vor dem Oranienburger Tor. Beide Industrielle erkannten aber bald die Wichtigkeit des der Einverleibung in Berlin harrenden Teils von Moabit am rechten Spreeufer und sicherten sich durch wiederholte Landankäufe hier gewaltige Ländereien in der Überzeugung, daß ein großer Teil davon nach wenigen Jahrzehnten auch als Bauland mit großem Nutzen zu ver­werten sein würde.

In den fünfziger Jahren vorigen Jahrhunderts erwarb Pflug zwischen Spree, Paulstraße und Straße Alt Moabit, was er von dem meist wüst daliegenden, durch die Wulwe-Lanke mit dem Spreestrom unmittelbar verbundenen Lande bekommen konnte. Dorthin verlegte er den Schwerpunkt seiner Fabrik, die bereits 1856 in eine Aktiengesellschaft für Fabrikation von Eisenbahnbedarf (später Eisenbahnwagen-Fabrik) verwandelt wurde. Der Kaufpreis des Grund und Bodens dürfte etwa 150 000 Mk., nach heutiger Schätzung also eine Bagatelle, betragen haben. 1858 kaufte PflDg für 186 000 M. das Grundstück Alt Moabit 117/118 zwecks Anlegung einer Villa, um die herum sich der mit Recht bewunderte Park, um dessen Sein oder Nichtsein es sich jetzt handelt, ausdehnt. Bis 1886 stand auf No. 116 noch das aus ausgemauertem Fachwerk hergestellte freundlich-bescheidene ältere Wohnhaus, das L. Kuchen­müller auf einem Bilde verewigt hat.

Am 9. Januar 1861 fand die Einweihung der neuen Pflugschen Villa mit aller i eierlichkeit statt, und noch gern erinnern sich alte Berliner und Berlinerinnen mit Freuden der gastlichen Bewirtung und des großartigen Balls, den im November 1861 Pflug den 112 Ehrenjungfrauen vom Einzuge König Wilhelms nach der Krönung dort gab. 1872 finden wir bereits den Kommandierenden General des III. Armeekorps in der Villa. Sie ging mit