Heft 
(1913) 21
Seite
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Bacherbesprechung.

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zu erfahren. Andere wieder schreiben mit Kreide die 25 Buchstaben des Alphabets an die Stubenthür. Danach gehen die Mädchen oder jungen Burschen mit verbundenen Augen auf sie zu, und der Buchstabe, den dann ihre weit ausgestreckte Hand berührt, soll entweder den Anfangsbuchstaben des Vor- oder Zunamen der einstigen Ehehälfte oder den ihres Lebensberufes verraten. Verlangt hingegen ein Mädchen bloß ein Ja oder Nein aut die Krage, ob cs sich in nllchster Zeit verheiraten werde, dann zieht es in der Andreasnacht mit dem Glockenschlag zwölf einfach den rechten Pantoffel aus und wirft ihn rückwärts über die Schulter. Fällt der Schuh mit der Spitze gegen «las Zimmer zu, so gilt es ihm als Zeichen, daß es bald Braut werde; zeigt jedoch die Spitze nach der Tür zu, so meint es, falls wirklich ein Mann käme, um es unter der Hand für seinen Ehestand zu mustern, so würde er doch leider Gottes vor einer Erklärung wieder durch die Tür das Weite suchen. Junge Burschen und Mädchen, die darauf aus sind, in der Andreasnacht weit mehr zu erfahren, decken in ihr Schlag Zwölf einen in die Mitte des Zimmers gestellten Tisch; zwei brennende Kerzen und zwischen diese ein Glas Wein und ein Glas Wasser werden daraufgesetzt und vor sie ein Stück Brot und ein Messer gelegt. Alsdann versteckt sich der Neu­gierige rasch im Zimmer, doch so, daß er von seinem Versteck aus die ganze Stube übersieht. Bald danach, glaubt das Landvolk, erscheinen die zukünftige Braut oder der vom Schicksal beschiedene Bräutigam im Zimmer. Trinkt die Gestalt nun vom Wasser, so wird man bei ihr ein armseliges Leben fristen, und schlürft sie den Wein, so ist man an ihrer Seite vor jeder Lebenssorge sicher und im Wohlstände gebettet. Schneidet sie aber noch das Brot, so behaupten die alten Weiber des Dorfes, welche alle Weisheit der Welt in Pacht genommen zu haben glauben, dann müsse der nach seiner Zukunft Forschende das Messer am nächtsten Morgen vor Sonnenaufgang an einen verborgenen Orte tief in der Erde vergraben, weil er andernfalls im Ehestande Gefahr laufen würde, vom Manne oder Weibe im Jähzorn erstochen zu werden. B. L.-A. 30. Nov. 1911.

Bücherbesprechung.

Unsere märkische Heimat. Eine Anthologie für Berlin und Branden­burg. Herausgegeben von Richard Nordhausen. Mit vielen Abbildungen zur Landeskunde. Leipzig, Friedrich Brandstetter, 1911. Gebd. 4 M.

Ein Ileiinatbuch herauszugeben, ist immer ein glücklicher Gedanke, denn die Mannigfaltigkeit der Schilderungen, die in einem solchen Buche notwendigerweise enthalten sein muß, wird die Leser anziehen und fesseln, ihnen ihre Heimat von verschiedenen Seiten zeigen und in ihnen den Wunsch anregen, die geschilderten Landstriche und Ortschaften aus eigener Anschauung kennen zu lernen. Die Folge der Lektüre eines Heimatbuches wird es dann sein, daß die Leser den Versuch machen, selbst hinauszuziehen