Heft 
(1913) 21
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Eine Schilderung Berlin* aus dem Jahre 1830.

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und dazwischen aufgestellten Statuen einfach verziert. Außerdem ist kein Zierath in der Kirche. Im Hintergründe befinden sich drei neben einander stehende Altäre.

Darnach machte ich dem Herrn Hoftheater-Intendanten, Grafen von Redern lu ) einen Besuch. Es ist ein noch sehr junger, liebenswürdiger, und für das Theaterwesen enthusiastisch belebter Mann. Das Theater verdankt ihm bereits viel Gutes, und es ist mit Grunde noch Besseres von ihm zu erwarten. In ersterem gehören vorzugsweise die auf das Theaterwesen bezüglichen Kunstschulen n ). Sie bestehen uach der mir in die Bücher vergönnten Einsicht, lstens; Aus einer Bildungsklasse für junge Schauspielerinnen unter der Leitung der Madame Crelinger 12 ). Der Zweck ist Heranbildung mit Talent begabter Künstlerinnen, und Durchgehen der, den Schauspielerinnen zugetheilten Rollen vor und während der Theaterprobe, Anweisung in gutem Lesen, Sprechen und Deklamiren der Rollen, so wie das nähere Hindeuten auf den Geist der Dichtung, in fünf Stunden wöchentlich. Alle drei Monate hat Madame Crelinger einen substanzirten Bericht über die Fortschritte der jungen Künstlerinnen einzureichen, und jährlich zwei Prüfungen vor dem Chef der königlichen Hofschauspiele zu halten. 2tens aus einer Bildungs­anstalt für Musik iu drei Klassen, deren erstere Herr Elsner, 1 ) die zweite Herr Reuter u ), die dritte Madame Ilochstätter 16 ) leiten. Alle drei Klassen stehen unter der Oberdirektion des Kapellmeisters Schnei­der lfi ). Außerdem bestehen noch eine Schule für den Solo-Tanz unter Leitung des Balletmeisters Titus, 17 ) eiue Schule für Bildung des '"rchesters unter Leitung des Musik-Direktors Möser, ls ) eine Dekla- nationsschule für den ersten Unterricht, geleitet von Madame Friedei i: '), ind eine Figurautenschule unter Leitung des Solo-Tänzers Lauchery Jn ). ugleich erött'nete mir der Herr Intendant, daß er die Aussetzung von ährlichen Preisen 2l ) für das beste Lust-, Schau- und Trauerspiel pro- ektire, wobei er dramatischen Werth und theatralische Wirksamkeit emeinsam berücksichtigt wissen wolle. Er wünschte auch, daß ich ach meiner Ankunft in Weimar Göthe ersuchen wolle, ihm seine leinung darüber mitzutheilen.

Der Gefälligkeit des kais. österr. Herrn Gesandtschaftsrathes Baron Werner 22 ) verdanke ich die höchst interessanten Bekanntschaften der in der literarischen Welt hochgeachteten Gelehrten, des Herrn Staats- rathes von Aneil Ion 23 ) und des Herrn Hofbibliothekars Professor Wilken, 24 ) welch letzterer so gefällig war, mir die königliche, sehr reiche, systematisch geordnete Bibliothek zu zeigeu.

Später erfreute ich mich der persönlichen Bekanntschaft des Herrn Doktor Häring 25 ), auch unter dem Namen Willibald Alexis bekannt, Redakteur des nun mit dem Conversationsblatte vereinigten Freimüthigen, und der des Herrn Professor Gubitz 26 ), Redakteur des Gesellschafters,