Heft 
(1913) 21
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74 Paul Alfred Merbach.

werden. 46 *) Dein Reisenden wird zu jeder Stunde der Kintritt gestattet. Man kann das Museum nicht verlassen, ohne mit dem Andenken an die gehabten Genüsse zugleich dankbare Erinnerungen an den Erbauer des­selben, den in der That großartigen Schinkel, so wie an Alle, welche sich um die innere Einrichtung desselben verdient gemacht haben, mit­zunehmen.

Nach Tische holte mich Herr Hofrath Esper-tädt ab, um das Volksfest der Berliner, den Stralauer Fischzug, ") der jedes Jahr am 24. August gefeiert wird, zu besuchen. Ich hatte mich sehr darauf gefreut, um die Volkseigenthiimlichkeiten, die sich bei solchen Gelegen­heiten am meisten zu entwickeln pflegen, beobachten und sie mit «len, bei Wiener-Volksfesten sich zeigenden, vergleichen zu können.

Wir fuhren eine sehr lange Strecke durch die Stadt, bis ans Stralauer-Thor, und rings umher wogte, abschon der Himmel mit Kegen drohte, eine bedeutende Menschenmasse die Straßen durch. Hie Fenst«*r aller Häuser, an welchen der Zug vorüber ging, waren gleichfalls von Menschen besetzt. Vom Thore angefangen, führt ein Baumgang nach dem Dorfe Stralau, in welchem viele Fischer wohnen, die ihren Segen, den sie in der, dem Tage des Volksfestes vorhergehenden Nacht aus dem Wasser zu holen pflegen, in allen Gestalten des Gebackenen, Gesottenen und Gebratenen der eßlustigen Menge darbieten. Da nur ein, und irnch dazu ein ziemlich schmaler Weg vom Thore nach Stralau führt, und ein großer Theil der Einwohner von Berlin, besonders der geringem Klasse, an diesem Feste theilnehmen will, so besteht begreiflich auf diesem Wege ein ungemeines Gedränge. Am Eingänge des Erlustigungsplatzes sind Kaffee-Buden aufgeschlagen, dann folgt eine Reihe von Hütten und Zelten, in welchen Fische, Würste, Eier, Lebkuchen, Bier und Brannt­wein zu haben sind; am Ende steht eine Kirche mit einem kleinen Gottesacker, bei dessen Anblick mich der Kontrast lebhaft ergriff', da man sich an diesem Tage auf den, der Ruhe geweihten, Hügeln unge­stört den Freuden des Lebens hingab. Eng an die Kirche stößt eine schöne Wiese, auf welcher man sich in mannigfaltigen Gruppen belustigte. Gegenüber diesem Platze, am andern Ufer der Spree, liegt das Dörfchen Trepkov, 4) in welchem die gebildetere Klasse, an diesem Tage, sich zu versammeln pflegt. Kähne bringen hinüber und herüber.

An diesem Platze ist nun die regste Lebendigkeit des Volksfestes zu schauen. Der Anblick der Kähne, zierlich geschmückt mit weißen und rothen Flaggen, auf denen meistens der preußische Adler oder die Viktoria zu sehen, und die Kleidung der Schiffer, welche sich in allerlei Jacken steckten und meist Blumenkränze um den Kopf gewunden hatten, gaben dem Feste etwas Charakteristisches. Zuweilen bemerkte man auch ein Schiff mit Segeln. Freude war überall und eben nicht zu still, ob­wohl alles friedlich und gesittet ablief, einige Betrunkene ausgenommen.