Heft 
(1913) 21
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. ( 19 . außeronleutl.) Ver>autiiiliinir des XX. Wr<imjalir<v

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kalkes für die Fassade und in der Farbe entsprechenden Materials fin­den Turmbau; aber es ergänzt den filteren Bau um einen diesem ganz fehlenden Kaum, nämlich die grolle, bis 150U Personen fassende Stadt­halle. Was den Baumeister zu deren Anlage gerade in der vorliegenden Schlichtheit und dennoch echter Vornehmheit veranlaßt, wurde von ihm erklärt: Eine für alle Fälle der voraussichtlichen Benutzung stimmungs­volle Raumwirkung scheint glücklich erreicht. Dafür ist die Art der Belichtung der Halle, die einschließlich ihrer Galerie in beiden (teschossen durch 15 Türen zugänglich ist und die entsprechende Anzahl weiter Öffnungen von den Galerien aus gegen die Halle zeigt, besonders wichtig. Die kräftige Wandarchitektur des Raumes wird durch ein an ver­schiedenen Stellen verteiltes hohes Seitenlicht, das durch Antikglas hereinfällt, zu voller, mit dem Wechsel des Tageslichts auch beständig wechselnder Lichtwirkung gebracht. Grelle Miikungeu aber, etwa zu scharfe Schatten der Architektur, bei sehr hellem Tageslicht, weiden in sinnreicher Art dadurch gemildert, daß eine oberhalb der Fenster ge­wölbte helle Decke das Dicht nach den Wänden der Halle zurückwirft. Im Gegensatz zu der mit einem kräftigen Hauplgesiins abgeschlossenen Architektur der Wände ist die Decke ganz schlicht behandelt, hierdurch der Kaum nicht als Saal sondern als Halle gekennzeichnet, und zugleich durch ein einfaches, auf das Hauptgesims aufgesetztes Gitter einp zu scharfe Trennung zwischen Wänden und Decke vermieden. Hinter letzteren birgt sich auch die für künstliche Beleuchtung des Hauines vorhandene elektrische Beleuchtung, deren gegen die Decke strahlendes Licht auf diesem Wege die Halle erleuchtet, ohne daß die Lichttpielle gesehen wird. Eine Verstärkung der künstlichen Beleuchtung ist außer­dem durch (i vor den Seitenwänden frei aufgestellte bronzene Kandelaber gegeben, die somit im Innenraum der Halle neben der Kolossalgcstalt des Bären den einzigen Schmuck bilden und, wie Gebeimrat Iloff'mann sich launig ausdrückte, dafür sorgen bei eu, daß der Bär sich in der weiten Halle nicht vereinsamt finde. Mancherlei wäre über den sinn­reichen Schmuck der II allen wände zu sagen. Auch eine schöne Sprucli- weisheit findet sich, ternster Zukunft von der Sinnesart unseres Zeit­alters Kunde gebend, in 18 Sprüchen in Stein gemeißelt, von denen folgende als Proben dienen mögen:Eine gelinde Antwort stillet den Zorn, aber ein hart Wort richtet Glimm an,Der ist nicht stark, der in dei Not nicht fest ist,Wer geduldig ist, de» - ist weise, wer aber ungeduldig ist, der offenbart seine Torheit,Mancher ist arm bei großem Gut, und mancher ist reich hei seiner Arbeit. Nach Beendigung seines mit großem Beifall aufgenommenen Vortrags forderte Geheimrat Hoffmann zu einem Kundgang durch das Stadthaus auf, wobei sich zeigen weide, daß es im wesentlichen doch als Geschäftshaus gedacht und an­gelegt ist, frei von Prunkräumen, schlicht in den rundgewölbten, weiß-