Heft 
(1913) 21
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l!t. (12. außerordentl.l Versammlung des XX. Vereinsjahres.

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getünchten Gängen, praktisch in der Einrichtung der einzelnen Zimmer, deren Zahl weit über 300 beträgt. Nur die ausnahmslos aus Muschel­kalkstein ausgeführten Türumrahmungen sind an einzelnen Stellen leicht ornamentiert, und die wenigen grösseren Sitzungsräume haben mit den zugehörigen Warteräumen gleich den Vorhallen im Erdgeschoß, durch die man von der Jüden- und der Klosterstraße her zur Halle gelangt, reichlicheren Schmuck empfangen. Der sich anschließende Rundgang führte zunächst nach der Vorhalle an der Klosterstraße, die sich als zwei seitlich belichtete, getrennte Säulenhallen von eigenartiger Farb­wirkung darstellt. Grauer Muschelkalkstein ist nämlich für Säulen, Wände und Fußboden gewählt, während aus rotem Veronamarmor die Bänke vor den seitlichen Wandfeldern, Einlagen im mittleren Fußboden und eine Brunnennische mit Brunneubecken gebildet sind. (Ähnliche feine Farbwirkungen sind auch in mehreren anderen Räumen in künst­lerischer Absicht erzielt.) Ganz verschieden hiervon ist wieder die Vor­halle an der Jüdenstraße, in der sich vor Beginn der Besichtigung die Mitglieder derBrandenburgs versammelt hatten. In den aus Muschel­kalk ausgeführten beiden Seitenwänden wechseln Bären und Berolina­köpfe in den verschiedenen Feldern, und je 2 Säulen aus hellerem Gestein an jeder Seite tragen Kugeln mit kleinen Bären aus Bronze. Die dem Eingang gegenüberliegende mittlere Wand gewährt durch ihre oberen Öffnungen dem von der Straße in den Bau Eintretenden sogleich einen Einblick in den hohen und meist heller beleuchteten Raum der Stadthalle. Die Treppen endigen in den verschiedenen Geschossen in Vorräume, in deren Wände kleine, ohne Modelle gleich in Stein gearbeitete, gleich Steinmetzaugenblickserfindungen wirkende Skulpturen eingesetzt sind. Zu einem großen Vorraum, um als Warteraum zu dienen, sind in den drei oberen Geschossen die Korridore im Mittelbau an der Klosterstraße erbreitert Der im zweiten Obergeschoß gelegene Raum dieser Art ist .ugleich der Vorraum des anliegenden Saales, mit dem er architektonisch Einklang gebracht ist. Dieser Sitzungssaal ist als solcher dadurch ekennzeichnet, daß um den ovalen, lederbezogenen (nicht grünen) itzungstisch auf ovaler Grundrißform, die auch an den Deckenlinien um Ausdruck gebracht ist, Säulen aufgestellt wurden. Diese aus röt- ichem Veronamarmor gearbeiteten Säulen sind nur matt geschliffen: hre Kapitelle und Basen sind aus grauem Istriastein; Türumrahmungen ensterbrüstungen und eine fein ornamentierte Deckenkrone aus gleichem laterial lassen diesen Raum, der nach Verhüllung der Fenster auch in lektrischer Beleuchtung gezeigt wuirde, als ein Schmuckstück von delstem Geschmack erscheinen. Ganz abweichend hiervon sind wieder er Sitzungssaal im dritten Obergeschoß und der zugehörige Warteraum ergestellt. Letzterer empfing eine geschnitzte Balkendecke, die geputzten ände sind grün angestrichen. Der Saal stellt einen großen, über-