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19. (12. außertinlentl.) Versammlutiir »lo** XX. \ »»rpiu^jahrpn.
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wölbten Kaum mit tiefen Fensternischen dar. Ha jedoch die Zwischen* glieder von Fenster zu Fenster nur kurz sind, ist der Kaum immerhin gut belichtet, an den Wänden sind Skulpturen in zartem Relief angebracht. Die llolztüren sind dunkel gebeizt und etwas vergoldet, und diese Be- handlungsweise des Raumes wurde auch an den Möbeln und den Bänken der Fensternischen fortgesetzt, wie nicht minder an den Beleuchtungskörpern. Auch iu diesem Kaum ist eine ausgezeichnete harmonische Gesamtwirkung erzielt. Der letzte Teil der Besichtigung galt der mächtigen Turmlialle und der Besteigung des Turms selbst. Aus der im Rohziegelbau gelassenen weiten Halle, in der als Schmuck verschiedene Modelle, die in den letzten Jahren für andere städtische Bauten angefertigt worden waren, Aufstellung gefunden haben, führt sowohl eine überaus stark gebaute hölzerne Wendeltreppe über 26U Stufen aufwärts, als auch ein Aufzug, mit dem man somit die vier Turingeschosse bequem besteigen kann. In verschiedenen Geschossen kann man auch in* Freie treten. Die Teilnehmer an der Besichtigung benutzten diese Gelegenheit, nachdem in der Tunnhalle durch Geheim rat Friedei dein Schöpfer des bewundernswerten Baues für die liebenswürdige Führung durch sein Werk Dank gesagt war, um auf 2läf Stufen oder im Fahrstuhl bis zum vorletzten Turmgeschoß aufwärts zu dringen und sich hier, heraustretend auf eine durch Brüstung gesicherte Galerie, noch etwa 12 m unter der Spitze des 87 m hohen Turmes, der von einer aus Kupfer getriebenen Fortuna mit Füllhorn und Früchten gekrönt ist, an der wundervollen Aussicht zu erfreuen. Trotz des ziemlich unsichtigen Wetters schweifte der Blick, unbehindert durch den an Werktagen die Ferne verschleiernden Rauch zahlreicher Schornsteine, nach allen Richtungen über die Reichshauptstadt. Nur ganz in der Nähe i|ualmten, auch am Sonntag ruhelos, die beiden Essen des Berliner Elektrizitätswerks hinter dem Rathause. Wieder auf die Straße gelangt, richteten die Teilnehmer an der genußreichen Besichtigung die Blicke zurück auf den Tuim, um den soeben erstiegenen Bau auch von außen zu würdigen. Es war nur eine Stimme der Anerkennung darüber, daß mit diesem Turm, so harmonisch er zugleich mit dem Architektursystem des Stadthauses verbunden i*t, wesentlich in der Anwendung von zwei Geschossen vom Mauerwerk abstehender Turrnsäuleu ein Kunstwerk allerersten Ranges geschaffen ist, das Berlin dauernd zu hoher Zierde gereichen wird, llinzugpfiigt seit noch, daß die feierliche Einweihung des Stadthauses am 29. Oktober 1911 stattfand, wobei Oberbürgermeister Dr. Kirschner eine ausführlich den Bau beschreibende eindrucksvolle Rede hielt. Die letztere sowie eine eingehende technische und wissenschaftliche Würdigung des neuen Stadthausbaues enthält das Gemeindeblatt von 1911 Seite 492 bis 495. Alle späteren Berichterstatter tan wohl, sich an diese autenfischen Mitteilungen zu halten, auf die auch unsere Gesellschaftsinitglieder hingewiesen werden-