Heft 
(1913) 21
Seite
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Zur Geschichte des Havelberger Schiffbaus.

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Eines dieser Gedichte behandelt den Stapellauf zweier Schifte auf der Königl. Schiffswerft am 17. April 1780. Den Lesern unseres Monats­blattes wird es als Ergänzung meiues kleinen Artikels über obiges Thema in lieft 9 (Dezember 1911), vielleicht nicht unwillkommen sein.

Ich lasse das Poem hier folgen, nicht seiner fragwürdigen literarischen Bewertung wegen, sondern als zeitgenössisches Zeugnis für die Bedeutung, die der Schiffbau zu Ilavelberg unter dem großen König aufzuweisen hatte.

Von den (!) Seeschiffsbau zu Havelberg, besonders deren Abbringung der beiden ersten, Anno 1780 den 17. April.

Waß neues will ein jeder hören,

Nach neues forschet jedermann,

Drum will ich jetzo was anfiihreu.

Daß man was neues neunen kann,

Bei Havelberg die kleine Stadt Man Seeschiffe gebauet hat.

Was rühmst du denn, wird mancher sagen, Ich hab sowas wohl eher gesehn.

Allein ich werde dir wohl fragen Obs hier zu Land wohl ists geschehn,

Daß man Seeschiffe im guten Stand Baut mitten hier in Preußenland.

Wer ist der Stifter dieser Werke?

Es ist der weise Friederich,

Denn seiner Weisheit Macht und Stärke Gar weit und breit erstrecket sich,

Auch dieses gereichet ihm zu Ehren Und muß auch seinen Ruhm vermehren.

Ein Wunder ists zu unsern Zeiten, Weils niemals allhier ist geschehn,

Drum auch Leute hier von weiten Dies neues hiermit anzusehn Wie die Seeschiffe im guten Stand Gebracht sind worden von dem Land.

Bei Musik und Kanonieren Durch Kunst und Geschicklichkeit Tuth man die Schiffe herunterfuhren. Auf eine Diele dazu bereit,

Bracht man die Schiffe von ihrem Stand Mit leichter Mühe von dem Land.

Wo hat man das wohl gehöret,

Daß der Elb- und Havelflnß Auf sich große Seeschiffe führet,

Und dieselben tragen muß Nach Hamburg, die große Stadt Dahin man sie geführet hat.

Dieses Werk, daß ward getrieben Als man nach der Christenzahl Siebenzehnhnndert Jahr geschrieben Und dazu noch achtzig Jahr Im April siebenzehnter Tag Man die Schiffe vom Lande bracht.

Nun so lebe weiser König Und dein Ruhm ersterbe nicht Geld und Müh acht's du gar wenig Drum, daß dies allhier geschieht Denn zu Wasser und zu Land Bauet unseres Königs Hand.

Ich hab in meinem Bauernstände Dieses schlichte Lied erdacht Als die Schiffe man vom Lande In die Havel runterbracht Da wohl einige tausend Mann Dieses mit gesehen an.

Wir erfahren aus dieser einem braven Preußenherzen entstammenden Dichtung, daß der stets mit einer Festlichkeit verbundene Akt des Stapel- lanfs unter großer Beteiligung von Zuschauerneinige tausend Mann