108
Znr Geschichte des Havelberger Schiffbau*.
— mit Musik und Böllerschüssen vor sich ging und daß die Schiffe mit ihrer Fertigstellung nach der großen Stadt Hamhurg übergeführt wurden.
Nach dem Inhalt der Überschrift haben wir es mit den beiden ersten unter Friedrichs des Großen Regierung in Havelberg gebauten Seeschiffen zu tun. Es geht dies auch aus der vierten Strophe hervor, wo der Verfasser allerdings irrtümlich 1 ) mit den Morten „weil 8 niemals allhier ist geschehn“ den Stapellauf als ein bis dahin nie dagewesenes Ereignis besingt. Auch spricht der von Genrich angegebene Termin dafür, daß ein Erstlingswerk der Werft vorliegt, denn da diese im Jahre 1779 errichtet worden ist, so ergibt >ich unter Hinzurechnung der Bauzeit der Schiffe (etwa 1 Jahr), daß andere Schiffe vor Frühjahr 1780 zum Ablauf nicht fertiggestellt werden konnten.
Welchen Namen die Schiffe beim Ablauf erhalten haben, darüber verrät der Chronist leider nichts; vielleicht sind es die Namen „Havelberg“ und „Elbe“, wenn die Reihenfolge der in der nachstehenden Urkunde wiedergegebenen Schiffsnamen chronologisch richtig ist.
Spärlich indes sind die Nachrichten, die uns über die Werft selber überliefert sind. Nach der Chronik von Havelberg von A. Zöllner (Rathenow 1894) ward sie 1779 jenseits des Toppelschen Weinbergs errichtet. Als im Jahre 1874 der Knopf der Stadtkirche zur Ausbesserung herabgenommen wurde, fand sich drinnen eine Bleihülse mit mehreren Urkunden. Wichtig von ihnen ist für unser Thema diejenige vom 28. Juli 178G, in der es heißt:
„Unter den hiesigen Merkwürdigkeiten ist vorzüglich merkwürdig: wie Anno 1779 ohnweit dieser Stadt, auf der Topperschen Feldmark hart an der Havel ein Königlich See-Schiffbau-Werft Etabliret, und darauf bis hero 6 Brigantinen Namentlich Havelberg, Elbe, Wilhelmine, Louise, Charlotte und Sophie, 3 Englische Jagdten, 3 Sehimack-Schiffe*), 4 Härings-Buisen mit See-Schiff Namen, 2 große Schnauschift'e, welches vorzüglich die größesten gewesen und 1 Holländische Kuffe, in Summa 19 Schiffe erbauet, und zu ferneren Spedition nach Hamburg versandt worden sind, wie denn noch gegenwärtig das 20zigste Schiff' (die 5te Härings-Buise) sich in Arbeit befindet UDd das 21zigste Schiff' die 6te Härings-Buise bereit und auch schon bestellt worden ist“.
Ist die Gesamtzahl der erbauten Schiffe auch an sich nicht bedeutend, so ist sie doch ein erfreulicher Beweis der Leistungsfähigkeit
’) Schon in Caspar Abels „Preußische und Brandenbnrgische Reichs- und Staat«- Geographie, 1735“, heißt es von Havelberg S. 191: „Die Handlung ist allhie in gutem Stande, und pflegen bisweilen in dieser Gegend auf der Havel Fregatten und andere Seeschiffe gebauet, hernach aber in die Elbe, und so ferner hinunter gebracht zn werden“-
-) Schmacken.