Die stehenden Gewässer der Provinz Brandenburg.
Von Prof. Pr. W. Halbfass in Jena.
Die märkischen Seen! Wie oft werden sie nicht genannt in Romanen und Darstellungen, die auf märkischem Boden sich abspielen; wie oft sind sie nicht neuerdings gemalt worden mit den Kiefern an ihrem Rand, dem einsamen Fischerboot und dem Reiher, der im Röhricht steht oder den Wildenten, die über sie hinwegfliegen! Und wie oft endlich bilden sie nicht das ersehnte Ziel märkischer Wanderungen zu allen Jahreszeiten! Wenn mit vollem Recht die Seen das Auge der Landschaft genannt werden, so darf man dreist behaupten, daß ohne sie die märkische Landschaft ihres schönsten Reizes beraubt wäre. Der Märker blickt also mit Stolz auf diese besondere Zierde seiner Heimat, aber wieviel weiß er von ihrer Zahl und Größe, ihrer Entstehung, der physikalischen und chemischen Eigenschaft ihres Wassers und ihrer Bewohnerschaft durch Tier und Pflanzen? Es ist bezeichnend, daß selbst die Landeskunden der Provinz, dei’en es mehrere vortreffliche gibt, über diesen Punkt meist schnell hinweggehen und die Wißbegierde des Lesers nach dieser Richtung nicht immer befriedigen. Es fehlte eben bisher an den statistischen Grundlagen für eine wirkliche Kenntnis der märkischen Seen, und nachdem Professor Eckstein in Eberswalde zuerst über ihre Fischereiverhältnisse im Allgemeinen uns berichtet hat, ist es das große Verdienst des Zoologen Dr. Samter, hier eine wirklich brauchbare, auf amtlichen Quellen beruhende Grundlage geschaffen zu haben*).
Samter gibt ein vollständiges Verzeichnis aller auf den in Betracht kommenden 387 Meßtischblättern der Generalstabsaufnahme vorhandenen stehenden Gewässer, einschließlich der künstlichen, welche nach Angabe der Kgl. Katasterämter heute noch als offen bestehen und deren Größe ermessen ist. Zwar sind solche Zusammenstellungen auch von anderen
*) Statistik der märkischen stehenden Gewässer von Dr. Max Samter. Mit 8 Karten. Jahrbuch für die Gewässerkunde Norddeutschlands. Besondere Mitteilungen. Bd. 2, Nr. 4. Berlin 1912.
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