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seines Vorsitzenden, Geh.-Rat Dr. Uhles, Berliu 1903, befindet, weichen die dort angeführten Zahlen von den hier mitgeteilten oft recht erheblich ab. Schjerning gibt auf Grund der „Ergebnisse der Grund- uud Gebäudesteuerveranlagung“, die vom Preußischen Finanzministerium um 1850 herausgegeben wurde, die gesamte vom Wasser bedeckte Fläche der Provinz auf rund 1220 qkm an, also auf mehr als 1 1 , mal so viel als Samter. Diese Differenz beruht zu einem Teil sicher darauf, daß seit jener Steuerveranlagung eine große Zahl namentlich kleinerer und kleinster Seen erloschen sind, teils eines künstlichen, teils eines natürlichen Todes gestorben sind, z. T. darauf, daß Schjerning sämtliche Wasserflächen berücksichtigt, also auch die Flüsse und das künstliche stehende Gewässer. Es ist aber sicher anzuuehmen, daß die große Differenz sich durch beide Umstände allein nicht erklären läßt, sondern vielmehr wahrscheinlich die früheren Angaben ungenau gewesen sind. Ähnliche Mißverhältnisse haben sich bereits zweimal früher bei anderen Provinzen Preußens herausgcstellt. Nach den „Ergebnissen“ besäße die Provinz Westpreußen 893 qkm Wasserfläche (ohne Haff); nach den sorgfältigen Zusammenstellungen des Geschäftsführers des Westpreußischen Fischereivereius Dr. Soligo(„l)ie Fischgewässer der Provinz Westpreußen“ in kurzer Darstellung bearbeitet und herausgegeben vom Westpreußischen Fischereiverein Danzig 1902, vervollständigt in dem Artikel „Die Seen Wcsfpreußeus“ in der Festschrift des 15. Deutschen Geographentages 1905), beträgt das Areal aller Seen dieser Provinz mit mehr als 2 ha Fläche nur rund 597 qkm, also nur etwa 2 • der in den „Ergebnissen“ mitgeteilten Zahl. Die Differenz, nahezu 300 qkm, kann unmöglich allein auf Rechnung der in der Provinz vorhandenen Flüsse künstliche stehende Gewässer besitzt dieselbe fast garnicht — gesetzt werden.
Ähnlich liegt die Sache in der Provinz Posen, welche nach den „Ergebnissen“ rund 580 qkm Wasserflächen besitzen soll. Dr. Schütze hat aber in einer sehr wertvollen Arbeit; „Die Seen der Provinz Posen nach ihrer Verteilung und Größe“ (Beiträge zur Seenkunde, herausgegeben von der Kgl. Preuß. Geol. Bundesanstalt, Teil II, Berliu 1909) das Gesamtareal aller Seen der Provinz über 10 ha Größe auf 372 qkm berechnet und unter Hinzuziehung der ungefähr 400 Wasserbecken in der Größe von 2 bis 10 ha rund 390 qkm, das sind fast 200 qkm weniger als nach jener amtlichen Mitteilung. Rechnet man nun das Areal der beiden Hauptflüsse der Provinz, der Warthe uud der Netze, zu 18,5 bzw. 12,2 qkm, zusammen also rund auf 31 qkm, so müßten noch fast 160 qkm Wasserbedeckung auf die kleinen Nebenflüsse, Bäche, liimpel und Solle kommen, eine Annahme, deren Richtigkeit gänzlich ausgeschlossen ist. Es hat sich atso bei dieser Gelegenheit gezeigt, wie notwendig eine genaue Nachprüfung der alteren Angaben resp. eine Evidenzhaltung des Areals der wirklichen Wasserflächen